Selbstverständnis und Zusammenhalt
Das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln hat es früh zu einer seiner zentralen Aufgaben gemacht, im Rahmen verschiedener Projekte und durch vielfältige Zeitzeugenkontakte zu den Themen „Jugend im Nationalsozialismus“ und „Zweiter Weltkrieg“ umfangreiche Konvolute von Selbstzeugnissen zusammengetragen, die in weiten Teilen jedoch noch der aufwändigen Erschließung harren, um dann im Kontext von Forschungsprojekten ausgewertet werden zu können.
Einen besonderen Schwerpunkt der Sammlungstätigkeit des NS-DOK stellen von Beginn jene Unterlagen dar, die um die Geschichte der katholischen Jugendbewegung im Rheinland und in Westfalen während der Zeit des Nationalsozialismus kreisen. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte sich innerhalb der katholischen Kirche ein eigener „Jugendkatholizismus“ herausgebildet, der in zahlreichen Gruppierungen und eigenen Verbänden seinen nach außen sichtbaren Ausdruck fand. Die Genese dieser Gruppen war unterschiedlich. Während sich die einen aus bestehenden jugendpflegerischen Vereinen entwickelten, rekrutierten sich andere vor dem Hintergrund der „freien“, bündisch inspirierten Jugendbewegung. Dabei waren sowohl Übernahmen des Ideenguts der Jugendbewegung in den kirchlichen Raum als auch bewusste katholische „Gegengründungen“ gegen die nicht-konfessionellen Bünde zu beobachten.