Familie Franken

Familie Franken war eine zerrissene Familie. Ursprünglich wohnte das Ehepaar Franken mit seinen sechs Kindern im Arbeiterviertel um den Kölner Gereonswall. Die Familie, die zur Pfarre St. Ursula zählte, war katholisch, aber keinesfalls ausgesprochen religiös orientiert. Zu Hause wurde eine traditionelle Frömmigkeit gelebt, zu der wie selbstverständlich die katholische Heiligenverehrung zählte.

Die Familie zerbrach, als der Vater sich entschloss, sie zu verlassen. Damit sah sich die als Perlenstickerin arbeitende Mutter auf sich allein gestellt und damit überfordert. Die drei ältesten Kinder wechselten daher zu den Großeltern in den Elsass, während die jüngeren, darunter der 1913 geborene Klaus und – als jüngstes Kind – die 1915 geborene Therese bei der Mutter in Köln blieben. Da die beiden Letztgenannten im vorliegenden Kontext die Hauptprotagonisten sind, sollen sie hier etwas näher vorgestellt werden.

Klaus Franken wurde am 11. Februar 1913 in Köln geboren und war das älteste der drei in Köln zurückbleibenden Franken-Geschwister. Nach Abschluss seiner Lehre arbeitete er von 1933 bis 1937 zunächst als Lagerverwalter und Schriftsetzer.

Er wurde früh Mitglied der katholischen Jugendbewegung, engagierte sich stark in der Sturmschar der Pfarre und stieg schließlich bis zum Diözesanführer auf. An 1937 arbeitete er hauptberuflich für die KJMV-Zentrale im Düsseldorfer Jugendhaus, wo er Herausgeber der Jugendzeitschrift „Am Scheidewege“ wurde und das Buch „Der Speerflug“ verfasste, das sehr zum Unwillen des NS-Regimes erhebliche Bedeutung innerhalb der katholischen Jugendbewegung in ganz Deutschland erlangte. Wegen seiner jugendbewegten Aktivitäten wurde Klaus Franken wiederholt von der Gestapo vorgeladen und verhört.

1940 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und unter anderem an der Ostfront eingesetzt. Um 1942 initiierte und bearbeitete er mit Hilfe seiner Schwester Therese die sogenannten „Grauen Briefe“, die hier unter der Rubrik „Rundbriefe“ einsehbar sind. Bei Kriegsende geriet Klaus Franken für ein Jahr in Kriegsgefangenschaft. Zurück in Köln baute er gemeinsam mit Gleichgesinnten die Katholische Jugendbewegung auf Bundesebene wieder auf. Er wurde zum Hauptinitiator des „Altenberger Lichts“, einer alljährlichen Lichtstafette, die als Friedenszeichen vom Altenberger Dom ausgehend durch Deutschland und die angrenzenden Staaten getragen wird. Eine ausführliche Lebensgeschichte von Klaus Franken ist hier einsehbar.

Therese Bauer wurde am 23. Februar 1915 als jüngstes der sechs Geschwister geboren. 1929 begann sie eine Lehre als Schuhverkäuferin in einem jüdischen Geschäft, sattelte später aber auf den Beruf der Schaufensterdekorateurin um. Sie erkrankte an Tuberkulose, weshalb sie zwischen 1938 und 1941 viel Zeit in Sanatorien verbrachte, schließlich aber geheilt wurde. Nach ihrer Rückkehr nach Köln begann sie gemeinsam mit Bruder Klaus und einer Freundin mit der konspirativen Herstellung und Verteilung der „Grauen Briefe“. Obwohl das Haus der Familie bei einem Luftangriff zerstört wurde, blieb Therese Bauer an verschiedenen Orten bis zum Ende des Krieges in Köln. Eine ausführliche Lebensgeschichte von Therese Bauer finden Sie hier.

Die hier präsentierten Materialien wurden von Klaus Frankens Sohn Bruno und von Therese Bauer zur Verfügung gestellt. Der Nachlass von Klaus Franken ist unter N 307 im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln archiviert.