Christian Schreinemachers
Die sieben Tagebücher von Christian Schreinemachers mit einem Gesamtumfang von rund 1.220 Seiten kamen durch Vermittlung von Karl Beumers ins NS-Dokumentationszentrum. Sie befinden sich im Besitz von Schreinemachers jüngster Nichte Marlies Poschen. Ein achtes, das sogenannte „Sturmschar-Tagebuch“, das in großen Teilen ebenfalls von Christian Schreinemachers verfasst wurde, stellte Käthe Peters aus Birgden zur Verfügung.
Christian Schreinemachers wurde 1919 in Vinn geboren und kam 1941 als Fallschirmjäger auf Kreta ums Leben. Er war Mitglied der katholischen Sturmschar, der er auch nach der NS-Machtübernahme die Treue hielt. „Mit der Machtergreifung Adolf Hitlers stellte man uns in Kirchhoven eine neue Jugendorganisation zu Seite, die Hitlerjugend“, schrieb der damals 14-Jährige. „Wir alle waren bereit, nicht zu weichen“, lobte er seine Freunde in der Sturmschar.
Schreinemachers besuchte zu dieser Zeit das Gymnasium in Heinsberg. „Auch auf der Schule merkte man den Umschwung“, notierte er und fuhr empört fort: „Alle Lehrer und Beamten krochen vor der neuen Macht zu Kreuze, wechselten ihre Gesinnung, wie man auch einen Anzug wechselte.“ Er hingegen versuchte sich weiterhin an den Vorgaben der Sturmschar zu orientieren: „Ich hatte mich dem Christusbanner verschrieben.“
Dafür war Christian Schreinemachers bereit, erhebliche Opfer zu bringen. Er sei, so schrieb er 1937, von den 280 Schülern des Heinsberger Gymnasiums mittlerweile der einzige, „der nicht in einem nationalsozialistischen Verband“ sei. „Und ich bin fest entschlossen, auch in Zukunft meinem Ideal treu zu bleiben. Ich habe schon Opfer dafür gebracht, und ich bin gerne bereit, noch Schweres und selbst Schwerstes auf mich zu nehmen.“ Er tue das nicht aus Opposition, so betonte er ausdrücklich. „Es wäre mir sogar sehr lieb, wenn ich in allem zum neuen Deutschland ‚Ja“ sagen könnte.“ Der junge Mann steckte in der Zwickmühle: „Ich liebe mein Vaterland, aber auch meinen Glauben.“
Das alles und vieles mehr ist den hier nun vollständig vorliegenden Tagebüchern des Christian Schreinemachers zu entnehmen. Die Digitalisate werden im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln aufbewahrt, die Originale befinden sich weiterhin in Privathand.