Der Briefkreis um Heinz Komann

Heinz Komann wurde am 16. Mai 1923 in Köln-Klettenberg geboren, wo er danach auch lebte und sich in der katholischen Jugend engagierte.[1] Er war offenbar stark in Altenberg engagiert, wo er auch die Bekanntschaft von Hermann Engeländer machte, mit dem er danach befreundet war. Beide besuchten sich in Klettenberg und Bergisch Gladbach. „Diese lautlose Freundschaft zwischen zwei jungen Männern“, so Hermann Engeländer im Jahr 1980, sei bis zum „erschütternden Kriegsende“ bestehen geblieben.

Heinz Komann gilt seit den Kämpfen an der Ostfront seit Ende März 1945 als vermisst. Vieles deutet darauf hin, dass er in der Nähe der tschechischen Stadt Karviná südlich von Ratibor und südwestlich von Kattowitz ums Leben kam.

Nach Ende des Krieges vertraute dessen Mutter den Briefnachlass ihres Sohnes Hermann Engeländer an, der in den 1960er-Jahren daraus ein „Briefbuch“ kompilierte, das er im Dezember 1967 an die „liebe Mutter Komann“ übergab. In der Einleitung heißt es:

"Liebe Mutter Komann!

Voll Vertrauen gaben Sie mir alle von Ihnen so gut behüteten Schriftstücke von und an Heinz in die Hände. Ich habe sie dankbar gelesen. Alle. Mehrmals. Das alles war für mich sehr bedeutsam und kostbar. Als miterleidender Zeuge der damaligen Vorkommnisse und gleichgesinnter Kamerad Ihres Sohnes Heinz kann ich das aber nicht mehr aussprechen.

Die vor Ihnen liegenden Auszüge lassen die alltäglichen und intimen Teile der Schriftstücke unbeachtet. So entstand aber, ganz besonders aus den Briefen an Heinz, ein herrliches Bild von ihm.

Nicht so sehr seine Briefe, sondern seine Persönlichkeit lockte diese so verschiedenartigen Gedanken an. Die Strahlen trafen alle ihn, der doch immer wieder nur wie der Täufer Johannes auf Jesus, den Herrn, zielte.

Wir lebten damals mit ihm in einer Welt, von der die heutige Generation nur Grob-Historisches ahnt - vielleicht auch überlegen Briefworte belächelt, die heute fremd und übersteigert klingen. Es ist ihnen nicht gewärtig, daß vieles Wichtige nicht geschrieben, darum umschrieben und nur symbolhaft angedeutet werden konnte.

Vieles wissen wir von Heinz und seiner Einstellung, was in den Briefen nie erwähnt wird. Wir lieben Heinz und schweigen.
Was er selbst schrieb, sagte, sah, dachte, liebte - ist und bleibt uns ein Geheimnis, das wir achten.

Jeder Gedanke an Heinz ist auch ein Gruß an Sie, liebe Mutter Komann! Auch dieses Lesen tröstet! Wir leben im Advent der Hoffnung.

8. Dezember 1967                             Hermann Engeländer“

Hermann Engeländer war von der Persönlichkeit Heinz Komanns offenbar fasziniert. 1980 bemerkte er diesbezüglich, er sei „ein klarer, besonnener und frohsinniger Junge“ gewesen, der eine „auf unerklärbare weise entstandene und beharrende Kontaktgemeinschaft ausnahmslos mit Menschen“ unterhalten, „die von seiner Persönlichkeit angesprochen“ gewesen seien. „Da Heinz K. oft in diesen Jahren 1938 und später im Haus Altenberg war, lernte er dort diesen und jenen kennen. Es ist aus deren Briefen zu erkennen, wie sehr ihnen dieser junge Mensch wesentliches bedeutete, wie er sie beeindruckte – in Hoffnung und Freude.“[2]

Hermann Engeländer bediente sich des Briefnachlasses von Heinz Komann dann später sehr ausgiebig in seiner zweibändigen Dokumentation „Wir waren Zeuge“, um so der damaligen Stimmung unter den jungen katholischen Menschen, mit denen er verkehrte, exemplarischen Ausdruck zu verleihen.

Einige der wichtigsten Korrespondenzpartner von Heinz Komann waren:[3]

P. Eucharius Zensen OSB, zuletzt Abt in Trier (gestorben 19639, der seit Oktober 1936 gemeinsam mit Dr. Klemens Tilmann, Hans Schroer, Kaplan Reinhardt Angenendt u.a. in der Reichsjugendführung der katholischen männlichen Jugend aktiv warAdi Elsner (22.9.1916-28.9.1942), laut Hermann Engeländer „einer der aktivsten und geistvollsten Jungmänner seines Alters in Köln“ und bis zur Einberufung zur Wehrmacht Sekretär von Hans Niermann. Adi Elser pflegte enge Kontakte zum Dominikanerpater Raymond Sante. Heinz Komann zählte offenbar seit Schultagen zum Kreis um Adi Elsner, der – so Engeländer – versucht habe, diesen „ganz zu sich hinüberzuziehen“.Heinz Komann sei aber „gleichzeitig in den Atem von Altenberg geraten“, wo er intensiv mit Persönlichkeiten wie Ludwig Wolker, Aloys Reiermann und Pater Eucharius zu tun gehabt habe – die beiden Letztgenannten ebenfalls Korrespondenzpartner. Offenbar gab es zwischen den beiden Gruppen ein „Tauziehen“ um Heinz Komann, von dem er – Hermann Engeländer – damals aber nichts bemerkt habe.Ein weiterer wichtiger Briefpartner war der am 17. Juli 1941 geborene Bonaventura Sendker, damals Bezirksjugendscharführer in der hannoverschen Diaspora.

Der kleine Nachlass Komann, in dem sich neben der Korrespondenz das von Hermann Engeländer erstellte „Briefbuch“ sowie einige Fotos enthalten sind, wird im Historischen Archiv des Erzbistums Köln aufbewahrt. Vielen Dank an Ulrich Helbach für die - erneut - unkomplizierte Kooperation.

Fußnoten

[1] Das Folgende nach Hermann Engeländer: Wir waren Zeuge. Ein Mosaik-Fragment zur Geschichte in den Jahren 1930-1945, (Selbstverlag) Bergisch Gladbach 1980, v.a. S. 376ff.

[2] Wir waren Zeuge, S. 377.

[3] Angaben nach Wir waren Zeuge, S. 377ff. Dort finden sich passim immer wieder kurze Hinweise auf einzelne der schreibenden und/oder genannten Personen.