Quellen - Gruppen und Personen

Es war nicht einfach, die große Menge der hier präsentierten Selbstzeugnisse katholischer Jugendliche in eine sinnvolle und nachvollziehbare Ordnung zu bringen. Das lag unter anderem darin begründet, dass insbesondere die großen Briefkonvolute immer auch mehrere „Kommunikationsräume“ gleichzeitig abbilden. Ein Teil der Schreiben richtete sich an Eltern und Verwandte oder stammte aus deren Feder, andere deckten – auch das manchmal noch mit Überschneidungen - einen oder mehrere Gruppenkontexte ab, in denen sich die Protagonisten sich bewegten, wieder andere waren Teil eines Briefaustauschs mit anderen Soldaten. Weil hinsichtlich der Ordnungskriterien keine absolute Trennschärfe zu erzielen war, ist die hier letztlich gewählte Anordnung der Materialien stets auch Ausfluss willkürlicher Entscheidungen. Es wurde dabei aber immer versucht, sowohl die Übersichtlichkeit als auch die leichte Zugänglichkeit zu fundierten Einführungen in die jeweiligen Selbstzeugnisse zu gewährleisten. Weil sämtliche Materialien außerdem in den „Editionen zur Geschichte“ (EzG) inhaltlich und nach Herkunft verschlagwortet sind, lassen sich die einzelnen, oftmals sehr großen Bestände jederzeit problemlos einzeln aufrufen, aber auch – etwa nach Gesichtspunkten von Ort oder Zeit - mit weiteren Briefen der Sammlung kombinieren, so dass jeder gewünschte Zugang möglich ist. Außerdem stehen Suchmöglichkeiten nach Datum bzw. Zeiträumen sowie eine Volltext-Recherche zur Verfügung.[1]

Hier werden im Folgenden zunächst zwei größere Gruppierungen vorgestellt, von deren Angehörigen umfangreiche Briefwechsel vorliegen. Es handelt sich um Angehörige der Pfarrjugend der Kirchengemeinde Hl. Dreikönigen in Köln-Bickendorf und um den „Kreis“ der Pfarrjugend der Gemeinde St. Laurentius in Essen-Steele. In den verschiedenen aus diesen Gruppen überlieferten Quellenkonvoluten kommen neben den Jugendlichen selbst auch immer wieder die Kapläne der Pfarrgemeinden zu Wort.

Es folgen zwei hier als „Briefkreise“ bezeichnete Briefkonvolute, in deren Mittelpunkt jeweils ein Heranwachsender stand, der in der katholischen Jugendbewegung eine exponierte Stellung einnahm. Insofern stehen zumindest Teile dieser Briefwechsel exemplarisch für das Denken von zwar durchaus reformorientierten, aber tief im Katholizismus verankerter junger Männer, die beide den Krieg nicht überlebten.

Die weiteren Materialien sind in die Rubriken „Familien“, „Partnerschaften“, Einzelpersonen“ und „Rundbriefe“ untergliedert, wobei auch hier gilt, dass keine absolute Trennschärfe gegeben war und somit durchaus auch andere Einteilungen möglich gewesen wären. So war beispielsweise zumindest ein Sohn der Bickendorfer Familie Kreuser in der Pfarrjugend Hl. Dreikönigen, deren Arbeit zudem aktiv durch die tiefkatholische Unternehmerfamilie unterstützt wurde. Das Leben der Steeler Familie Kranz wurde ebenfalls maßgeblich vom Katholizismus geprägt. Während einer der vier Söhne am örtlichen Gymnasium im „Bund Neudeutschland“ aktiv war, gehörte ein weiterer als aktives Mitglied dem „Kreis“ der Pfarrjugend an. Insofern sind Teile dieser Familienkorrespondenzen stets auch an anderen Stellen zu verorten, was aufgrund der verschiedenen Recherchemöglichkeit jedoch ein Leichtes ist.

Ähnliches gilt für die besonders großen Briefbestände, die hier unter „Partnerschaften“ verortet sind. Willi Strunck etwa, der mit seiner Freundin, Verlobten und schließlich Ehefrau Maria einen intensiven Briefaustausch pflegte, war vor seiner Wehrmachtszeit ND-Führer am Kölner Apostelgymnasium. Er war dann während des Krieges auch einer der Hauptinitiatoren der „Briefe der Kameraden“, die hier unter der Rubrik „Rundbriefe“ einzusehen sind. Außerdem war er auch eng mit Familie Fein und deren Söhnen befreundet, so dass sich Briefe aus diesem Kontext sowohl in dem Strunck-Briefwechsel als auch jenem der Familie Fein wiederfinden.

Die Rubrik der „Rundbriefe“ schließlich gibt erste Einblicke in die große Vielfalt der im Laufe des Zweiten Weltkriegs“ gepflegten Massenkommunikation junger katholischer Soldaten mit ihren alten Gruppen der Jugendbewegung und ihren Pfarrgemeinden. Ob „Briefe der Kameraden“, „Graue Briefe“ oder Rundschreiben einzelner Geistlicher: Auf diese damals einzige Möglichkeit einer dauerhaften Kommunikation und des kontinuierlichen Meinungsaustauschs griffen zahlreiche Protagonisten (nicht nur) des katholischen Milieus zurück. Auch hier sri nochmals auf die nicht immer gegebene Trennschärfte zwischen den einzelnen Quellenbeständen hingewiesen. So finden sich etwa die Rundbriefe des Bickendorfer Kaplans Rudolf Stiesch und vergleichbare Schreiben aus dem Umfeld des „Steeler Kreises“ nicht unter den „Rundbriefen“, sondern im Kontext der unter dem Namen dieser Gruppen präsentierten Materialien.

Aber keine Sorge: Was sich hier eventuell kompliziert anhört, findet im Rahmen der Editionswebsite eine einfache Auflösung. Alle näheren Informationen finden sich dann in den Einführungen zu den jeweiligen Materialien.

Fußnoten

[1] Eine stärker differenzierte Verschlagwortung mit Hilfe stark differenzierter Thesauri ist technisch möglich und für einzelne Materialien erfolgt, steht jedoch noch nicht „flächendeckend“ zur Verfügung. Insofern ist eigenes „Stöbern“ in den umfangreichen Beständen sicherlich sinn-, zugleich zudem auch sehr reizvoll.