„Briefpatenschaften“ St. Agnes
Dieser schmale Briefwechsel fand 1988 seinen Weg ins Archiv der katholischen Kölner Pfarrgemeinde St. Agnes. Übergeben wurde er von Leni Güsgen, die folgende Informationen „mitlieferte“:
Während des Zweiten Weltkrieges, so berichtete sie, hätten Mitglieder der weiblichen Pfarrjugend „Briefpatenschaften“ übernommen, um so die Verbindung zu Soldaten aus Reihen der Pfarrjugend aufrechtzuerhalten und ihnen aus dem Leben der Pfarrei zu berichten. Eine der Korrespondenzpartnerinnen sei sie gewesen. Die Antwortschreiben auf ihre Briefe hob sie zeitlebens auf.
Auch Jugendkaplan Alois Köhler (*1906), von 1938 bis 1947 an St. Agnes tätig, war einer der Adressaten. Er war zunächst zum Sanitätsdienst zur Wehrmacht eingezogen, bis er Anfang 1944 aufgrund einer Kopfverletzung entlassen wurde.
Zu drei Korrespondenzpartner liegen nähere Informationen vor: Peter Euskirchen hatte bereits 1933 aus Pfarrjugendführer fungiert, bis er 1934 zum Stadtsturmscharführer aufstieg. Er überlebte den Krieg. Hans Schweren amtierte seit etwa 1937 als Pfarrjugendführer und Präfekt des Jungmännervereins der Pfarre St. Agnes. Er wurde bereits zum Kriegsbeginn eingezogen und wurde Offizier und Kompanieführer, bis er an der Ostfront sein Leben verlor. Auch Paul Schramm schließlich, 1922 in Köln geboren und ab 1936/37 Hilfsküster in der Pfarre, kam noch im März 1945 in Ostpreußen ums Leben.
Der kleine Briefbestand ist ein Beispiel für die Bedeutung, die der weiblichen Pfarrjugend in Kriegszeiten hinsichtlich der Aufrechterhaltung der Kommunikation und als Ansprechpartnerinnen an der „Heimatfront“ zukam.