Marga Ortmann und August Broil
Marga Broil wurde als älteste von fünf Töchtern der Familie Ortmann am 7. Juli 1921 in Köln geboren. Beide Eltern waren streng katholisch und erzogen auch ihre Kinder in diesem Sinne. Der Vater war Lederfachmann, die Mutter bis zur Eheschließung Gesellschafterin einer jüdischen Dame.
Marga Ortmann besuchte nach der Volksschule die die Königin-Luisen-Schule, bis sie, weil die Eltern das Schulgeld nicht bezahlen können, auf Basis einer Sondervereinbarung auf das Irmgardis-Lyzeum wechselt. Aber auch diese Schule musste sie mit 14 Jahren wieder verlassen, um im elterlichen Geschäft mitzuarbeiten. Als der Vater das Geschäft aufgeben musste, wechselte sie als Angestellte in die Rheinische Girozentrale, 1942 schließlich zu einer Kölner Wohnungsbaugesellschaft.
Marga Ortmann betätigte sich intensiv in der Pfarrjugend, wo sie schließlich Kaplan Angenendt dabei unterstützt, einen umfangreichen Briefwechsel mit Soldaten zu pflegen.
Im Mai 1942 verlobte sie sich mit August Broil, den sie in der Pfarrgemeinde kennengelernt hatte. Nach der Hochzeit Anfang 1944 wurde im Oktober 1944 der erste Sohn geboren, der aufgrund der kriegsbedingten schlechten Versorgung früh starb. Marga Broil blieb nach ihrer Evakuierung aus dem bombenbedrohten Köln bis zum Kriegsende in der Lüneburger Heide. Zurück in Köln nahm sie ihre Tätigkeit als Hausverwalterin wieder auf, die sie nach dessen Rückkehr aus dreijähriger Kriegsgefangenschaft an ihren Mann abgab.
August Broil wurde am 25. Juli 1912 als Sohn eines Scheiders in Köln-Bayenthal geboren, wo er mit vier Geschwistern – erzogen im katholischen Glauben - aufwuchs. Nach achtjähriger Volksschulzeit wechselte er auf die Aufbauschule, an der er 1932 den Abschluss machte. Es folgte eine Lehre als Industriekaufmann und anschließend die Anstellung bei AEG.
Im März 1942 wurde August Broil zur Wehrmacht eingezogen und insbesondere in Norddeutschland eingesetzt. Dem Wehrdienst folgte eine fast dreijährige Kriegsgefangenschaft in Frankreich, aus der er Ostermontag 1948 wieder nach Köln zurückkehrte.
Während dieser gesamten Zeit führte das Ehepaar einen überaus regen Briefverkehr. In der unmittelbaren Nachkriegszeit, als Marga noch nichts über den Verbleib ihres Mannes wusste, begann sie parallel dazu auch noch ein umfangreiches Brieftagebuch zu führen.[1]
Die Briefe und weitere umfangreiche Materialien stellte das Ehepaar Broil m Zuge von lebensgeschichtlichen Interviews zur Verfügung. Seitdem werden sie unter N ??? im NS-Dokumentationszentrum aufgehoben. Die Lebensgeschichte von Marga Broil finden sie hier, jene von August Broil hier.
[1] Es sei darauf hingewiesen, dass noch nicht der gesamte private Briefwechsel zwischen Marga und August Broil transkribiert ist. Es fehlen große Teile der Nachkriegskorrespondenz - v.a. auch die Briefe aus und in die französische Kriegsgefangenschaft. Das war im Projektkontext bislang leider nicht möglich. Die Faksimiles sind hingegen vollständig einsehbar. Wer selbst solche Transkriptionen vernehmen möchte, sei herzlich dazu eingeladen, sie anschließend der Redaktion der Website zukommen zu lassen.