Marga Broil an ihren Mann August, 26. Dezember 1944

18. Bansin, am Fest St. Stephanus
7/I.45

Mein lieber August,

die Freude über die Geburt des Herrn erfüllt noch unser Herz, ein Tag genügt nicht dies Geschehen gebührend zu betrachten und festlich zu begehen, sodaß alle folgenden noch in die Feier mit einbezogen werden. Der Priester am Altare aber hat das weiße KLeid der Freude schon mit dem roten der Bewährung und des Opfers vertauscht. Stefanus, dessen Gedächtnis wir heute begehen, ist der Erste der nieendenden Reihe derer, die mit ihrem Blut die Aufnahme des Gottessohnes in ihr Herz und ihr Leben bezahlen mußten; seitdem er unter den Steinschlägen der Juden liegenblieb und sterbend für seine Peiniger betete, hat die Welt nicht aufgehört den Stein der Mißachtung und Verfolgung gegen alle zu erheben, die es ihm gleich tun, und wir erleben es genug in diesen Tagen, wie sie immer noch dabei ist, es zu tun. Er ist der Erste, der mit seinem Blut bezeugt hat, daß das Wort des Johannesprolog wahr ist: „Das Licht leuchtet in der Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht begriffen“ und „Er kam in Sein Eigentum, aber die Seinigen nahmen Ihn nicht auf“. Schon über der Krippe ragt auf das Kreuz.