Willi Ludwig an Kaplan Stiesch, 29. April 1940

O. U. den 29. 4. 40.

Hochverehrter Herr Kaplan!

Nun kann ich Ihnen endlich den versprochenen Brief schicken. Die letzten Wochen waren etwas stark mit Dienst ausgefüllt und den …..(??) bildete eine Übung des gesamten Korps. Dass da nicht viel geschrieben werden kann, werden Sie wohl verstehen können.

So eine Übung bei einigermaßen schönem Wetter ist etwas schönes, dann das Schlafen abends im Stroh, die Bauern bringen einem Äpfel und Eier (eine große Seltenheit) und erst die Kinder, die sind stolz, dass Soldaten dort sind, sogar die Schule fällt aus.

Nun sind wir aber wieder in unsern alten Ort eingerückt und auch hier ist es jetzt im Frühjahr wunderschön überall blühen die Bäume und das frische Grün in den Wäldern bieten ein mannigfaltiges Bild. Aber tausendmal schöner wäre es, wenn man wieder nach Hause käme. Wann kann man endlich sein Studium wieder fortsetzen, schon übers Jahr ist man heraus, ist freier, wie wird es sein, wenn man zurückkommt? Kann man sich wieder einfügen in die alte Gemeinschaft? Ich glaube es wird noch manchen Streit im Konvikt geben, betreffs Hausordnung etc. Ich schließe jetzt mit einem lauten und kräftigen „Grüß Gott“.

IhrWilli Ludwig