Rudi Conin an Kaplan Stiesch, 17. Dezember 1940
17.12.40.
Aus Frankreich wünsche ich Ihnen und allen Kameraden ein gesegnetes, gnadenreiches Weihnachtsfest.
Heute, wo ich diesen Brief schreibe, stehen wir mitten in den Vorbereitungen für Weihnachten. Hier ist alles gar nicht so einfach. Weihnachtsbäume kennt man hier nicht. Es war nun meine Aufgabe denselben zu besorgen. Bis zu 100 km sind wir vom Standort weggefahren um einen Baum zu bekommen. Durch Zufall finden wir einen Baum
in einem Park, den wir kurzerhand abschlugen und mitnahmen. Dann hieß es woher bekommen wir Lametta. ½ Tag bin ich durch die Stadt gerannt um dies zu bekommen. Die anderen Sachen müßen wir uns selbst anfertigen. Das alles ist sehr primitiv, aber es ist besser als gar nichts.
Hochwürden. Jedes Weihnachtsfest war für mich ein Erlebnis. Auch dieses Weihnachtsfest, das 1. wel-
ches ich nicht zu Hause feiern kann, wird mir unvergesslich bleiben. Ob wir frei haben oder nicht ist noch unbestimmt. Für die Mette habe ich jetzt schon frei und ist mir das die Hauptsache! Gerade die Mette, nur in Gemeinschaft mit Soldaten feier zu können, muß ganz groß sein.
Ich wünsche Ihnen sowie allen Kameraden ein gesegnetes und gnadenreiches Weihnachtsfest.
Rudi