Rudi Conin an Kaplan Stiesch, 1. Februar 1941
Wolfenbüttel, 1.2.41.
Hochwürden!
Einen herzl. Dank für den Brief sowie für die Zeitung. Es freut einen immer wenn man etwas von der Pfarre hört. Denn wir sind doch in unserer Freizeit mit den Gedanken zu Hause und bei den Kameraden.
Wir können hier den Dienst gut ertragen, denn wir haben ja das Soldatische geübt. Wo es frisch und lebendig zugeht, fühlen wir uns wohl. Nur eines macht mir Schwierigkeit: „Die Enge“. Nicht mehr so raus zu können in die Natur, das macht uns manche Stunde bitter. Wenn dann die Kameraden noch von Fahrten berichten, ist man ganz weg. Gerne säße man dann mit ihnen draußen. Aber das ist Soldatenlos. Ist erst die Rekrutenzeit vorbei, dann wird das wohl anders. Draußen in Stellung, sei es in Feindesland oder im Heimatschutz, ist das Leben doch schon freier. Dazu kommt noch, dass man ja schon mit der Truppe genug herumgeworfen wird und dadurch schon allerlei sieht. Dann noch die Freizeit ausnutzen und man kommt einigermaßen aus.
Ich schrieb Ihnen schon, dass es mir gut gefällt. Der Dienst ist strammer als beim R.A.D, aber abwechslungsreicher. Geschützdienst ist mein Lieblingsdienst. Ich glabue später möchte ich nicht mehr fort von hier. Ich hatte mich zu den Funkern und nachher zu den E-Waffen gemeldet, nur um wegzukommen. Ich wäre sogar zu der Infanterie gegangen. Heute bin ich froh,
dass mich der Zugführer nicht gehen ließ.
Hochwürden! Wie ich aus den Briefen der Kameraden erfahre klappt die Arbeit in der Schar jetzt prima. Hoffentlich klappt die Sache mit Hubert nur. Die anderen Fragen werde ich demnächst beantworten. Heute bleibt mir keine Zeit mehr.
Seien Sie und die Kameraden recht herzlich gegrüßt
Rudi
Die Schrift bitte ich zu entschuldigen.