Konrad Friesenhahn an Rudolf Stiesch, 18. März 1941

18.3.41

Lieber Rudolf!

Zufällig bemerke ich, dass Du auch nicht mehr Konni schreibst und Dich selbst auch Rudolf nennst. Es wird auch langsam Zeit, daß soll uns aber nicht hindern von Zeit zu Zeit noch wieder den alten Konni oder Rudi auszupacken und uns in dieser Rolle zu bewegen.

Du schreibst mir in Deinem Brief von dieser Begegnung mit Prof. Schäfer und Söhngen. Beide erinnern sich ja auch sehr gut an den „Stiesch“ und wsisen bestimmt nichts mehr von deiner besseren Fähigkeit schriftliche Examina zu bestehen.

Ich möchte Dir heute nur noch mal danken, dass Du immer die Zeit für mich findest die Sachen abzuschreiben. Im übrigen bist Du ja immer auf dem Laufenden durch meine Briefe nach Hause.

Und zum Schluß fragst Du mich auch, wohin ich wohl kommen mag. Canossa werde ich wohl kaum Konkurrenz machen können. Aber zum Osten wird’s wohl gehen. Wer hätte damals geglaubt von Salingen nach Spanien zu kommen und die Pyrenäen zu sehen. Und warum sollen wir von hier nicht zum Ural?

Politik ist ein komisch Ding. Denk doch noch mal an Polen. 1924 spielten Göring und Beck noch Skat oder jagten in Urwäldern südlich von Minsk. Filme wurden gedreht, die die heldische Haltung jenes gesunden tapferen Bauernvolkes bei der Schlacht gegen die Bolschewiken aufzeigten. Zeitungen brachten Schilderungen und 1938 gaben wir ihnen großmütig das Teutener Ländchen von der Tschechei ab. Wir wussten wohl, dass wir bald alles bekommen würden. Und 1939 war gar aus diesem Volk mit den guten Eigenschaften ein verschlagenes, feiges gewundenes freidensstörendes kulturloses geworden. -----

Und die --------

Nun viele Grüße in alter Herzlichkeit für alle

Dein Konrad