Josef Kreuser an Kaplan Stiesch, 18. März 1941
Rudolf Stiesch Köln Bickendorf Schlehdornweg 1
18. März 1941
Lieber Josef!
Dir zum Namenstag herzlichen Glückwunsch! Und auch von den Jungen! Gestern abend um 10 Uhr ging ich noch mit Heini Mundorf zu Karl Heinz Hodes und Frl Wagner wegen der Orgel und unterwegs erinnerte mich Heini (oder Otto, wie heiszt der eigentlich?) daran, Dir zu schreiben. Die Jugendwoche hat gut angefangen. 60 Jungen und 85 Mädchen waren gestern abend da. Der Pater Justus macht die Sache gut mit Humor durchwürzt, so dasz man ab und zu grinsen musz. Aber er hat auch was los. Im Weltkrieg war er Leutnant mit EK I.
Und Du hast Dich gut eingelebt! Das ist ja erfreulich. Und besonders dasz der Dienst Dir im wesentlich gefällt. Es ist ja gut, mal aus allem selbstverständlich gewordenen herausgenommen werden. Nach der Heimkehr weisz man dann vieles erst recht zu würdigen. Dasz unser Kardinal gestorben ist, weiszt Du doch? Gestern war die Beerdigung. Kaplan Küpper war auch dabei. Und etwa 12 Bischöfe: da konnten die so mit Bischöfen aufziehen, wie wir in Dreikönigen mit Meszdienern.
Am Mittwoch waren 2 Kapläne als Soldaten zu Besuch: Schiffer aus Rochus und Kappert aus Bruder Konrad: der Vater von Kaplan Schiffer ist plötzlich gestorben. Kaplan Kappert war auf dem Wege zur Front. Er kommt erst nach Amiens und von da weiter nach Süden. Ich musz immer staunen, was die Brüder Kreuser alle für ähnliche Schriften haben. Und alle so sauber und gleichmässig. Ich glaube Euch könnte man gut auf den Büros gebrauchen beim Papierkrieg.
Was macht denn die Musik? Hast Du Gelegenheit etwas zu spielen oder zu hören? Wenn schon einer eine Klampfe bei sich hätte, könnte man wenigstens was singen!
[Hier bricht der Brief ab!]