Jochen Soddemann an Rudolf Stiesch, 16. Juni 1941

Aus Vorwort:

„Ein Paar Stiefel laufen zum Himmel“:

„Ja, wir wandern weit und immer weiter,
wir ziehen im rauschenden Kielwasser des
Himmels dahin. Und hinter uns bleibt
eine große, große Sehnsucht.....“

Auf Wache, am 16.6.41

Grüß Gott!

Du schreibst vom Erleben des Pfingsttages. Am Tage der Geistessendung durfte ich das Hl. Opfer inmitten der Gemeinde von Amsterdam feiern, die übrigens zu unserer Erzdiözese gehört.

Anschließend ging ich mit einigen Kameraden von der gleichen Fakultät aus dem Süden durch die Stadt. Sucht man dort große Sehenswürdigkeiten, so ist man bald enttäuscht. Groß aber ist die stille Schönheit der alten Kaufmannshäuser, die sich in den tausend von Seen und Grachten der Stadt spiegeln. Am Nachmittag war ich im Zoo. Was sagst Du zu seinem Namen: „Natura artis magistra.“?

Nach diesem Tag geht der Dienst seinen altgewohnten Gang, bringt den täglichen Kampf um die

Sinnerfüllung des Dienstes. Da sind die Grüße von daheim wie ein Lichtstrahl in das eintönige Grau der Lage.

Für die Hälfte des Dekanates war die Teilnahme doch außerordentlich groß, 700-800 Jungen und Mädchen.

Du schreibst von einer Singrunde für das Dekanat. Was ist eigentlich aus der geplanten deutschen Komplet in der Pfarre geworden?

Was Du von der Beteiligung der Jungen auf den Heimabenden schreibst, scheint mir weniger durch Vergeßlichkeit, als durch die mangelnde Härte der Forderung bedingt. Wir müssen einmal den Mut finden, nach einer gewissen Zeit, die ein Junge bei uns ist, von ihm eine Entscheidung, ein restloses Sicheinsetzen zu fordern. Ich denke da an unser sogen.

Knappenwort, wie wir es im Bund kannten. Der Junge muß sich irgendwie gebunden, im letzten Dienst verpflichtet fühlen.

Otto schrieb ich heute von der Frage, die dieser Monat an uns stellt. Wie stehen wir in Junger Kirche zur Herz-Jesu Verehrung? Ich glaube, daß bei den Älteren diese Frage ruhig einmal besprochen werden kann. Auf die Antwort bin ich gespannt.

Ich freue mich, bald wieder von der Arbeit daheim zu hören.

Recht frohen Gruß Dir und allen Jungen

     Jochen