Josef Kreuser an Kaplan Stiesch, 1. Februar 1942
Koblenz-Niederberg 1.2.42
Grüss Gott Herr Kapl. Stiesch!
Ihren Brief vom 26.1. habe ich mit bestem Dank erhalten. Zuvor möchte ich Ihnen sagen, dass mir das Lesen, wenn ihre Briefe mit der Schreibmaschine getippt sind, leichter fällt als wenn Sie ihn mit ihrer flotten Handschrift schreiben würden. Auf die Dauer würde mein Auge sich schließlich an Ihre Handschrift gewöhnen, es ist für Sie ja auch von Forteil, wie Sie mir schrieben.
Ich glaube auch, dass Hans Werres sein Können und Wissen und seine ganze Kraft für die Jugend der Pfarre „Dreikönigen“ einsetzt. Es ist auch von Wichtigkeit, dass die Soldatenbriefe weiter geführt werden. Aber das wird der Hans schon machen. Es ist zwar viel Arbeit; aber wenn man selbst im Soldatenrock steht, merkt man erst richtig, so ein Brief auf einen wirken kann. Der Brief soll ja nicht nur einen gewöhnlichen
Brief enthalten, nein er soll einen richtigen Heimabend darstellen. Deshalb haben wir in unserem letzten Brief den wir vor Weihnachten herausgegeben hatten verschiedene Kameraden in diesem Brief selbst zu uns sprechen lassen. So kommen die Jungens die jetzt draussen und zum Teil im Felde stehen im Geiste zu einem Heimabend zusammen. Ich nenne den Brief deshalb auch „Heimabendbrief“. Die Kameraden sind auch sehr erbaut davon. Es ist ja schade dass es für die Geistlichen verboten ist solche Art von Briefen und Schriften zu verschicken. Umso mehr müssen die Laienapostel die Sache in die Hand nehmen. Zum Beispiel wie Sie in Ihrem Brief davon sprachen, dass der Alfons Geurtz sich für die Untergruppe einsetzt. Ich glaube auch, er fast die Sache von der richtigen Seite an. Ich hatte ihn am Abend nach unserer Weihnachtsfeier gesprochen. Er sprach von seinem Heimabend und das er sich für
die Untergruppe einsetzen will.
Nun zum anderen Teil. Nebenbei möchte ich auch noch bemerken, dass, nach meiner Ansicht, an meiner Schrift noch viel zu wünschen übrig bleibt. Man sagte uns, dass die Kraftfahrer bei der Flak einen schönen Lenz hätten. Hoffentlich ist es wahr? Abwarten und Tee trinken! Es würde mir Freude machen, wenn ich mit Herrn Löhr mal zusammen musizieren könnte; das heißt, wenn ich mir das betreffende Stück gut einstudiert hätte.
Jetzt etwas wichtiges. Ich liege nicht mehr auf Stube 109 sondern auf Stube 107. Der Grund der Wechselung ist folgender. Zuerst stand ich im ersten Glied. Dann mussten wir der Größe nach antreten und so kam ich ins 3. Glied. Sonst geht es mir noch gut. Ich freue mich jetzt schon auf den Ausgang. Bei dieser Gelegenheit werde ich mir die Stadt Koblenz mit seinen Kirchen ansehen.