Peter Haas an Kaplan Stiesch, 19. April 1942
Detmold, am 19.4.42
Hochwürden!
Nun komme ich dazu, Ihnen einen Gruß zu schreiben. Heute, am zweiten Sonntag meiner Rekrutenzeit haben wir nachmittags dienstfrei, das heißt wir wissen dies erst genau, wenn wir abends im Bett liegen. Ausgang haben wir leider noch nicht und so kann ich die Zeit benutzen, um einige Briefe zu schreiben. Wir sind hier in einem sehr nett gebauten Fliegerhorst untergebracht der in einer schönen Gegend am Fuß des Teutoburgerwalds liegt. Es ist nur schade, daß wir aus dem Bau nicht rausdürfen sonst könnte ich Sonntags die Gegend durchstreifen. Doch glaube ich, daß in einigen Wochen es sich in dieser Beziehung hier ändert. Dann wird natürlich alles nachgeholt. Voraussichtlich bleiben wir 12 Wochen hier. Danach werden wir auf die einzelnen Schulen verteilt je nachdem wofür wir uns tauglich gezeigt haben als Flugzeugführer, Bordfunker oder Schütze als Beobachter oder Mechaniker. Ich wünsche mir schon, daß man mich als Flugzeugführer ausbildet denn es ist doch etwas herrliches eine Maschine selbst zu steuern.
Unsere Ausbildung geht stramm von statten denn, was dem Soldaten früher in einem halben Jahr
beigebracht wurde, wird uns jetzt in der Hälfte der Zeit eingeschliffen. Aber wenn man sich beim Dienst anstrengt und nicht zu oft auffällt, läßt’s sich schon ertragen.
Auf der Stube liegen wir mit 6 Mann. 2 Emsländer, übrigens ein stures Volk. Ein großer Teil der Kompanie ist aus diesem Landstrich. Sie machen ihren Dienst ganz stur, sind zum teil blöde und wenn sie sprechen, so nur ganz kurz und brummig. Dann zwei Westfäler vor deren Wörterschwällen man sich kaum schützen kann. Die übrigen sind Kölner, die natürlich allen Unsinn und Frohsinn meistern. Es sind aber auch einige hier, die immer und überall auffallen. Die sind nämlich aus unserer Schar. Und wo die sind, hört man selten häßliche Redensarten und Witze, welche sonst aus fast aller Munde erschallen. Eine schöne Stunde ist es auch immer, wenn wir mal zusammen sind und unsere Fahrtenerlebnisse und Gedanken austauschen. Und etwas haben wir den anderen voraus, nämlich daß, wenn es einmal schwer wird, wir nicht meckern und klagen, oder wenn es mal heißt Verzicht leisten daß wir dies, Dank unserer harten Vorschule besser ertragen können.
Für heute grüße ich Sie nun recht froh.
Peter
Grüßen Sie bitte die Kameraden der Gruppen von mir.