Hermann Wengelski an Kaplan Stiesch, 9. Juli 1942

Im Osten, den 9.7.42

Werter Herr Kaplan!

Der böse Krieg soll uns doch nicht trennen und Kameraden, die sich kennenlernten, in Vergeß geraten lassen. Ich weiß heute nicht, ob mein Brieflein Sie noch zu Hause anfinden wird. Doch hoffe ich, es wird Ihnen dann irgendwie zugesandt. Lange Zeit ist vergangen, dass wir uns nicht mehr sahen. Was mag Ihnen da alles widerfahren sein.

Ich bin seit dem Winter in Russland und liege im mittleren Abschnitt in Verteidigungsstellung. Bis jetzt geht mirs noch gut. 15 Monate sind es nun schon her, dass ich nicht mehr in Urlaub war. Die Kinder sind inzwischen groß geworden.

Wie ich aus Ihrem Weihnachtsgruß las, sollten auch Sie eingezogen werden. Ich wünsche nicht, dass unsere Verbindung dadurch entzweit wird und bitte um einige liebe Worte von Ihnen. – Hoffentlich ist Ihnen oder Ihren lb. Eltern in Köln kein Unglück bei dem großen Flie-gerangriff am 1. Juni widerfahren.

Für heute nun einen lb. Gruß

Ihr Hermann Wengelski
Feldp.n. 29299 E