Kaplan Stiesch an Hans Werres, 16. September 1942
Rudolf Stiesch Köln Bickendorf Schlehdornweg 1
16. September 1942
Hans!
Für Deine Zeilen vom 10 dM recht herzlichen Dank. Zunächst Antwort auf Deine Fragen. Du weißt ja selbst wie schwer es ist, die Jungen zu bewegen, einen Brief zu schreiben. Ich lese immer wieder Eure Briefe in Auszügen vor und fordere auf, sie sollen schreiben. Aber ich will mal wieder Adressen verteilen und hoffe, dasz dann doch der eine oder andere Brief einläuft. Aus dem Dörfler ist leider nichts geworden. Nachher stellte ich fest, dasz nicht Peter Dörfler den Leseabend sondern ein Dichter namens Anton Dörfler den ich noch nicht kenne. So ist daraus leider nichts geworden.
Die Gaben der Bücherei sind noch nicht gekommen. Und Urlaub bekommst Du bald! Hoffentlich! Ich schicke Dir schon ein neues Heftchen zu von Handel Mazzetti. Ich habe die ganze Trilogie der Stephana mal vor vielen Jahren gelesen.
Damals hat das Buch einen unge-heuren Eindruck auf mich gemacht. Von dem kleinen Ausschnitt wirst Du leider wohl nur einen schwachen Eindruck haben. Aber vielleicht regt er Dich an, mal gelegentlich die ganze Trilogie zu lesen. Manche Szenen sind mir noch heute lebendig und frisch in der Erinnerung als hätte ich die Bücher gestern gelesen.
Ich habe vom Verlag Reclam eine ganze Menge Heftchen bekommen und freue mich, dasz ich nun etwas Auswahl habe. Karl Heinz Hodes hat als erster sein Heftchen zurückgeschickt, leider ohne eine Silbe dazu zu schreiben. Ich dachte, es würde sich so über das Gelesene vielleicht ein ganz schönes „Rundgespräch“ entwickeln.
Nun sei herzliche gegrüsst
Du weißt doch, dasz wir wieder zwei der besten verloren haben? Rudolf Silckeroth und Harald Breuning sind gefallen. Sein Bruder hat heute die Exequien gehalten. R.i.p.