Rudi Conin an Kaplan Stiesch, 7. Dezember 1942

Im Norden, den 7.12.42

Hochwürden!

Ihnen und allen Kameraden noch vorweihnachtliche Grüße zu senden ist wohl überholt, denn ehe dieser Brief bei Ihnen eintrifft, wird wohl Weihnachten nicht mehr fern sein, wenn es nicht gar schon hinter uns liegt.

Diesmal ist es schon das 4. Weihnachten im Kriege und dieser Tage hatte ich schöne Gedanken dazu. Weihnachten und den Advent wollte ich mit den augenblicklichen Naturerscheinungen hier vergleichen und sie passen auch tatsächlich dazu. Dunkelheit umgibt uns hier Tag und Nacht und es sind nur 1-2 Stunden, die uns täglich, wenn auch nur wenig, so doch etwas Licht geben. Von Helle kann man da nicht reden, denn es ist lediglich eine Dämmerung. Es ist klar, dass wir uns da nach dem Licht, nach Helle und Wärme sehnen und heute schon wissen wir, dass wir uns dann wie neugeboren fühlen. Weihnachten ist es doch genau so, und ist doch der Advent nur eine große Sehnsucht nach dem Licht, das uns Licht, Helle und Wärme bringt. Und wie können wir dies gerade jetzt gebrauchen. Soziale Menschen haben durch einen harten Schlag des Krieges ihr inneres Gleichgewicht verloren. Für diese Menschen wollen wir Gottes Gnade erbitten damit sie wirklich einmal Weihnachten feiern. Gleichzeitig wünsche ich Ihnen und allen Kerlen Gottes Segen für das kommende Jahr. All unser

Tun und Arbeiten wollen wir dem Herrn weihen, auf dass es wirklich ein Jahr des Herrn werde.

Die besten Wünsche für ein gnadenreiches Weihnachtsfest wünscht Ihnen und allen KameradenRudi.