Josef Kreuser an Kaplan Stiesch, 27. Januar 1943
27. 1. 43
Hochwürden!
Dank für Ihre Karte vom 2. 12. v. J. und für die Neuigkeiten die Sie mir mitteilten. Ich bitte meine so späte Beantwortung zu entschuldigen. Inzwischen bin ich nach dem Süden versetzt worden und befinde mich in einer sehr großen sehenswürdigen Stadt in der unser verstorbener Papst Pius XI längere Zeit als Bischof gewirkt hat. Seinerzeit bis kurz vor Weihnachten war die Post gesperrt. Nachher erkrankte ich und musste ins Revier. Daher die Verzögerung meines Schreibens. Während unseres Transportes war die Landschaft verschneit. Von den Alpen habe ich leider nicht viel gesehen, weil wir während der Nacht durchfuhren.
Das vergangene Christfest war mein erstes das ich beim Militär verbracht habe. Ein kleines Erlebnis möchte ich Ihnen kurz berichten. Am 3. Weihnachtstag hatte ich Gelegenheit das hl. Messopfer mit dem Priester zu feiern. Die anderen Tage verbrachte ich mit den Kameraden die das
Weihnachtsfest leider mit Sauferei verbrachten, von der ich mich stillschweigend zurückzog. Umso mehr erfreute mich als ich die Wiedergeburt unseres Erlösers und Friedensfürsten, der ja der Sinn und Mittelpunkt des Weihnachtsfestes ist, wieder erleben durfte. Ich fühlte mich wie zu Hause. Meine Gedanken waren verbunden mit Gott und wanderten hinüber zur Heimat zur Pfarrgemeinde. Beim hl. Opfer habe ich auch an viele Kameraden denken müssen von denen wir manche in der Heimat leider nicht mehr wiedersehen. Möge der Herrgott sie aufnehmen in sein ewiges Reich und den verwundeten Kameraden die Gesundheit wiederschenken. Wir wollen vereint zu Gott beten dass er uns recht bald den Frieden und vielen Menschen ihren inneren Frieden schenken möge.
Ich hoffe, dass Sie das Christfest in stiller Freude mit Ihren Lieben daheim verbracht und das neue Jahr verbunden mit Christus begonnen haben.
Gruß und Handschlag
Ihr
Josef Kreuser