Joachim Keller an Kaplan Stiesch, 2. Februar 1942
2.II.43
Sehr geehrter Herr Kaplan!
Es war mir eine ganz besondere Freude, als ich heute Ihren Brief mit dem Heftchen erhielt. Ist es für uns Soldaten doch mal etwas wie eine innere Einkehr wenn man etwas zu lesen bekommt an dem man zähren kann. Sie werden auch wissen das man, wenn man lange draussen ist, in dieser Hinsicht ganz unterwußt abflacht ja sogar manchmal völlig das Interesse verliert. Gerade darüber wird es mir eine große Freude sein wieder einmal
etwas anderes lesen zu können. Ich sage Ihnen nochmals meinen herzlichsten Dank.
Sie gestatten wenn ich mir erlaube ihnen einen kurzen Überblick über unsere Lage hier zu geben. Ich bin San.Uffz. bei einer schweren Maschinengewehrkompanie. Unsere Stellung ist zur Zeit ruhig, was sich aber stündlich anderen kann. Unfälle sind wenig. Aber hin und wieder kommt es vor. Es ist ja bekanntlich so, daß da wo gehobelt wird auch Späne fallen. Mit anderen Worten es ist hier noch im Vergleich zu den Kämpfen im Süden tiefster Frieden. Sonst könnte ich Ihnen von hier nichts neues mitteilen. Sobald ich das Heft durchgelesen habe, werde ich selbiges