Rudi Conin an Kaplan Stiesch, 5. Januar 1944
O.U., den 5.1.44.
Rudolf!
Ich muß mich schon zusammenreißen und es kostet eine Überwindung das in die Tat umzusetzen, was ich Dir versprochen hatte. Schon einige Male hatte ich einen Brief begonnen, und habe doch immer wieder aufhören müssen, weil ich es eben nicht fertigbrachte oder Hemmungen hatte, dieses „Du“ in Anwendung zu bringen. Ich muß sagen, ich bin auch etwas stolz darauf, dass Du mir dies angeboten hast, ist es doch der Ausdruck eines guten gegenseitigen Verstehens.
Wir stehen nun schon in dem neuen Jahr, von dem wir noch nicht wissen was es uns bringt. Aber am Anfang des Jahres, da haben gewiß viele Rückblick gehalten auf das scheidende Jahr. Wir haben aber noch mehr vorausgeschaut auf das beginnende Jahr und haben uns die Aufgaben klar vor Augen gehalten. Für uns draußen ist wohl die größte Aufgabe, die Arbeit am Briefring. Zwar müssen wir uns auch in etwa um die Arbeit daheim kümmern, doch da sind ja noch immer Kerle daheim.
Unsere Sendung in unserer Umgebunb bleibt natürlich bestehen und in dieser Hinsicht hat hier oben das Jahr prima angefangen. Gestern war unser Divisionspfarrer, ein junger Kerl aus Regensburg bei uns. Wir feierten zunächst das Opfer und hatten dann eine Aussprachestunde. Unser Div. Pfarrer hat nun auf dem
Horst einen Kreis angelegt, der schon mehrmals angeregt wurde und nun alle 14 Tage steigen soll. Viele sind von meiner Einheit ja noch nicht begeistert, aber das ist eben eine Aufgabe.
Rudolf! Einen Brief bekomme ich nicht mehr fertig. Andauernd rennen wir raus. Jetzt sitze ich hier im Pelzmantel, denn startbereit müssen wir bleiben.
Sei Du froh gegrüßt und grüße die Kerle
Heil und Gruß!
Rudi