Konrad Friesenhahn an Familie Stiesch, 23. Januar 1944

23.1.44

Meine Lieben!

Tante Hüne meinen Dank für ihren Brief und Rudi für die 3 Sendungen und den Begleitbrief. Tante Hünes Hl. Abend Brief ist traurig und doch zuversichtlich, allen Weihnachtswünschen jetzt ist die überstarke Sehnsucht nach Frieden gemeinsam, den wir alle erhoffen. Durch das eifrige Studium aller Bücher Rudis bin ich nun ein unumstrittener Meister in allen Fragen geworden, die das alte Griechenland angehen. Fein ergänzend wirkte sich auch das Studiuum der neugrichischen Geschichte aus, die ja allen bekannt war. Ich nahm das Büchlein auch mit zu Griechen

und der Schluß, der sich mit der Einbeziehung Griechenlands in diesen Krieg befasst, erregte bei den Leuten hier in dieser Darstellung lebhaftesten und temperamentvollsten Protest. Es drehte sich um den Missbrauch der Neutralität durch England und den Krieg gegen Italien. Das macht eine große Freude.

Ich rechne nun ernsthaft mit einem allgemeinen Wiedersehen zu Mitte März.

An den Opfr. Meurer schreibe ich gleich einen Brief und bitte ihn um Angabe seines Standortes, vielleicht liegt er auch in dieser Stadt.

Gestern Abend war die Stadt wieder Ziel eines Luftangriffes.

Euch allen Dank und Gruß!

Euer Konrad