Gisbert Kranz an seine Mutter Berta, 24. Juni 1942

Danzig, den 24.VI.42.

Liebe Mutter!

Heute erhielt ich Dein Päckchen, über das ich mich besonders gefreut habe, weil ich es schon lange erwartete; es war 14 Tage unterwegs. Herzl. Dank, vor allem für die Schokolade u. Keks. Samstag schickte ich ein Päckchen mit Büchern, zwei Paar schm. Socken und der Kuchenform. –

Freitagabend hörte ich ein Orgelkonzert in St. Marien. Hier ist jeden Freitag Orgelstunde, und nächsten Donnerstag ist ein Sonderkonzert für Verwundete, wo ich auch hingehen will. – Sonntag mußten wir in der Kaserne bleiben, da Alarmbereitschaft befohlen war. Alle Soldaten, die in der Stadt waren, wurden in die Kasernen zurückgerufen. Einige Kompanien rückten feldmarschmäßig mit LKW.s aus. In ehem. Polen

(Konitz) war ein Eisenbahnattentat verübt worden. – Nächsten Sonntag will ich mit Willi Schütz am Pontifikalamt in Oliva teilnehmen, wo der kath. Bischof residiert. Übrigens muß mir Karlheinz ausführlich von der Kölner Bischofsweihe berichten. –

Wenn Ihr schon im Westen jetzt noch den Ofen brennen habt, könnt Ihr Euch denken, wie der Sommer hier in Danzig angefangen hat. Anliegender Zeitungsartikel kann Euch ein Bild davon geben. Inzwischen ist es aber warm geworden, und heute nachmittag will ich mit Willi Schütz schwimmen gehn. –

Ich habe Erholungsurlaub eingereicht und will versuchen, daß ich schon zu Deinem Namenstag zu Hause sein kann. – Tante Alox habe rechtzeitig gratuliert. –

Herzl. Grüße an alle

Dein Gisbert