Gisbert Kranz an seine Eltern, 11. August 1943

Lgfr, den 11.VIII.43.

Liebe Eltern!

Heute fand ich unter meinen etwas in Unordnung geratenen Schreibsachen einen Brief, den ich schon vor einigen Tagen schrieb, aber vergessen hatte abzuwerfen. Ihr werdet das Versäumnis entschuldigen. Inzwischen erhielt ich Eure Briefe mit den Fotos von Vater u. Fritz und den Lebensmittelmarken, für die ich vielmals danke. Da ich bisher nicht zum Schreiben kam, will ich kurz zusammenfassend auf Eure Zeilen antworten. Ich bin froh, daß Mutter sich auch um meine Bücher gekümmert hat und Vater eine Kiste für sie anfertigen ließ. Ich selbst habe garnicht mehr an sie gedacht, da mich hier andere „Sorgen“ drücken, und da ist es gut – und ich danke es Euch – daß Ihr so aufmerksam seid und meine Sachen in Ordnung haltet. –

Diesen Brief setze ich nach 16 stündiger Unterbrechung fort. Gestern abend mussten wir zum erstenmal nach Monaten wieder in den LS-Keller. Auf Mutters langen Brief komme ich gelegentlich noch mal zurück. Mir fehlt jetzt die Zeit. Gleich gehen wir zum Mittagessen, das wir gemeinsam an weißgedeckten Tischen von Porzellangeschirr einnehmen. Schluß für heute. Herzl. Grüße

Euer Gisbert