Gisbert Kranz an seine Eltern, 13. März 1944
13.III.44.
Meine lieben Eltern!
Für Euren Brief vom 8.III. danke ich. Mit Urlaub sieht es trostlos aus, doch wage ich, immer noch zu hoffen, daß ich Ende dieses Monates fahren und Karlheinz doch noch ein paar Tage wenigstens sehen kann. – Daß eine Urlaubssperre kommt, ist wohl nicht zu erwarten. Der vielberedeten Invasion sehe ich gefaßt und zugleich mit einer ungeheueren Neugierde entgegen. –
Den Brief Tante Nettchens habe ich mit großer Anteilnahme gelesen. Also sind bei dem Angriff auf Bonn die ehrwürdigsten Bauten getroffen worden. Das Herz dreht sich um im Leibe angesichts dieser Verwüstungen. Die schönsten Städte verlieren ihr Antlitz, und was jetzt zusammenstürzt, kann nie wieder aufgebaut werden. Ich fürchte sehr um Rom, das bereits sehr gelitten haben muß, und auch Salzburg, das ich als eine der schönsten Städte kennenlernte, liegt nun – da Innsbruck schon zu wiederholten Malen bombardiert wurde – dem Zugriff der Amerikaner offen. –
Ich freue mich, daß Vater wieder wohlauf ist und daß Fritz zu Hause schlafen kann. Hoffentlich dauert der Bau der Baracken noch lange an. –
Herzliche Grüße Euer Gisbert
Ich füge 2 Päckchenmarken bei.