Karl-Heinz Kranz an seine Familie, 8. August 1943

Rußland, d. 8.VIII.43.

Meine Lieben!

Es geschehen noch Wunder! Von Donnerstag auf Freitag mußte unser Feldlazarett geräumt werden, weil es verlegt werden sollte. Man fuhr uns nach Charkow zur Krankensammelstelle und von dort sofort bis auf den Bahnsteig, wo wir in einen Lazarettzug verladen wurden. Noch am Vormittag setzte sich der Zug in Bewegung. Wir fuhren über Poltawa bis kurz vor Kiew, wo ich jetzt in einem Kriegslazarett für Leichtverwundete bin. Gestern abend kamen wir hier an, gaben unsere Klamotten zur Entlausung, badeten uns, bekamen reine Wäsche und „Sträflingsanzüge“ und Strümpfe. Heute morgen (Sonntag) gab es prima Streuselkuchen. Ich hab mich also erheblich verbessert. Freilich, je weiter man von der Front ab ist, desto militärischer geht es wieder zu. Ich staune nur, wie hier Leute im Lazarett sind, die fast nichts haben. Viele wären, wie ich auch, in wenigen Tagen entlassen worden, aber nun sind wir noch weiter zurück. Na, kann nie verkehrt sein, Was nun wird, weiß ich nicht. Jedenfalls laß ich alle guten Tage gerne über mich ergehen. Es geht alles vom Krieg ab! Heute gibts 120 Zigaretten Marketenderware. Unterwegs bekamen wir in Poltawa von der N.S.V. eine Tüte mit Plätzchen, Bonbons, Zigaretten. Ihr sehr, liebe Eltern, es geht mir ausgezeichnet.

Für heute Schluß. Einen frohen Sonntagsgruß

[Euer Karl Heinz]