Karl-Heinz Kranz an Bruder Gisbert, 9. Juni 1939
Essen-Steele, den 9.6.1939
Lieber Gisbert!
Vorigen Sonntag fand abends um 7 Uhr eine Bekenntnisstunde katholischer Jugend statt. Es war eine prächtige Feier, an der ungefähr 15 Geistliche des Dekanates Steele teilnahmen. Sie war sehr gut besucht. Vikar Kr. betete den Text im tonus rectus vor, und es klappte herrlich. Ein Geistlicher aus einer anderen Pfarre hielt eine Pfundspredigt über das Wort Leo des Großen: „Christ, erkenne Deine Würde!“, daß ja über dem Bekenntnistag stand. Es hat mir gut gefallen. – Auf Fronleichnam hatten wir schulfrei!!! In Altendorf war Schule (Westfalen), wie mir Ferdi Fröhlich sagte, vom dem ich Grüße bestellen soll. Hier zog die Prozession den Laurentiusweg hinauf bis zum Negerdorf, machte kehrt und ging am Wasserturm rechts herein, dann durch die Büssemstraße, Schulzstraße und Laurentiusweg zur Kirche zurück. Die Beteiligung war verblüffend. Obwohl viele arbeiten mußten, waren mehr Menschen als im Vorjahre dabei. Bei den Jungmännern ging es, obwohl mehr hätten dasein können. Diesmal waren wieder die Fähnchen an der Straße, die im Vorjahre nicht dastanden. Die Häuser waren alle reichlich geschmückt mit Fähnchen (es durften nur Fähnchen bis zu 1 m Länge ausgehangen werden), Blumen, Grünschmuck und Altärchen.
Es waren nur zwei Altäre aufgebaut, einen am Krankenhaus und einen in der Nähe des Bauern Kerb. – In Essen-Mitte konnte keine Prozession ziehen. Dafür war eine eucharistische Kundgebung auf dem Adolf-Hitler-Platz. – Dienstag und Mittwoch hatten wir Hitzefrei, Mittwoch schon nach der 3. Stunde. An diesem Tage waren es Mittags um 1 Uhr 32 ° Celsius im Schatten. Ich gehe oft paddeln und baden. Braun bin ich schon. Herzliche Grüße
Karl Heinz