Karl-Heinz Kranz an Bruder Gisbert, 25. Mai 1941

25. Mai 41.

Lieber Gisbert!

Ich danke Dir für Deinen Brief. Es hat mich gefreut, daß Du auf meine Fragen eingegangen bist. Ich hoffe, bald etwas über die Eucharistie zu hören. – Anbei liegen zwei Ausschnitte aus dem „Maternus“, die Dich interessieren werden. Der „Maternus“ erscheint ab 1. Juni wegen Papiermangel bzw. zwecks Papierersparnis nicht mehr. – Hans Schocke, der ja jetzt wieder in Steele ist, erzählte mir die Geschichte mit Bensberg. Die Alumnen waren aus Altenberg weggezogen. weil in Bensberg das Lazarett im Seminar seit längerer

Zeit leerstand. In Altenberg bemühte man sich deshalb, ein Waisenhaus in das Haus zu bekommen, damit nicht jemand anderes daran Gefallen finden könnte. Das gelang auch. Als die Seminaristen sich in B. glücklich eingelebt hatten, kam die Gestapo und kontrollierte die Bibliothek, fand aber nichts von Bedeutung. Ein paar Tage später kam sie wieder und es wurde eine Konferenz abgehalten. Schließlich mußten alle in den Hörsaal kommen. Dort eröffnete die Gestapo den Professoren und Seminaristen, daß sie binnen einer Stunde das Gebäude mit ihrem Eigentum zu verlassen hätten. Diese Frist wurde schließlich

verlängert. Den Professoren wurde zugesagt, daß sie ihre Möbel abholen könnten. Außer den Schwestern, die als Lazarettpersonal verwandt werden, bleibt nur noch der Rendant zurück, der seinen Posten weiter innehält. Das Gebäude ist in Staatseigentum übergegangen. – In der Pfarrjugend läuft der Betrieb mittelmäßig weiter. Wir sind in einem Neuaufbau begriffen, d. h. ich bemühe mich um neue Kerle für meine Gruppe, so machen z. B. Heinz Hölter und Franz Josef Rhode mit, und die jüngste Gruppe kommt auch zum Stehen. Leider steigt die Zahl der Jungen meiner Gruppe nicht, weil ich auch auf Leute verzichten muß, die nicht mitmachten, also eigentlich kein Verzicht.

Vielleicht interessieren Dich die Namen der Jungen aus der Pankratiusgruppe (meine Gruppe): Alfons Ebert, Karl Heinz Esser, Hans Kuhnhaus, Bruno Klostermann, Hans Eyting, Willi Schaffrath, Paul Bomekamp, Heinz Hölter und Franz Josef Rhode. – Am 1. September bekomme ich Urlaub. Ich beabsichtige, mit Hans Kuhnhaus zum Sauerland zu tippeln und von einem Standquartier aus (wegen der Karten), wahrscheinlich Fretter, die Gegend zu durchstreifen. – Du erlaubst doch, daß ich Deinen Schlüsselbund aufbewahre?

Einen frohen Gruß,

Dein Karl Heinz