Christian Koch an Gisbert Kranz, 7. Juli 1940
Danzig-Langfuhr, den 7. Juli 1940
1./I.E.B. 18 Leibhusarenkaserne
Heil Dir, Gisbert!
Dein herzhaft erquickender Brief hat mir große Freude bereitet. Ich danke Dir und erwidere alle, alle Grüße und Wünsche, in dem festen Glauben, daß Du mit demselben Gleichmut, bewußt der Stärke Deines Könnens, in die Semesterprüfungen schreitest, darüber hinaus aber auch im stolzen Wissen um die Arbeit, die Du für Deine Reife, Deine vollmenschlich-geistige Gestaltung ringend geleistet, Dich in die Ferien tragen läßt.
Den herrischen Augenblick des Waffenstillstandes haben auch wir in heller Begeisterung oder
stillem Ernste gefeiert. Und ich glaube, daß auch der Augenblick des anderen Waffenstillstandes, des endgültigen, nicht mehr sehr fern, wenn bald das trotzige, stolze England den niederstoßenden, deutschen Aar abwehren muß.
Für mich hat mit dem heutigen Tage wieder ein schärferer Dienst begonnen, nämlich der Lehrgang für Kriegsoffiziere. Die Sache ist insofern nicht ganz leicht, aber dennoch interessant, da man alle paar Augenblicke den Trupp unterstellt erhält, kleine Aufgaben durchführen muß, im Gelände taktisch richtige Entscheidungen fällen muß auf schnell wechselnde Einlagen, plötzlich Unterricht unvorbereitet halten muß und vieles anderes. Unangenehm: daneben immer der Leutnant mit dem Notizbuch, Beurteilungen schreibend. Mit der Hilfe Gottes hoffe ich durchzuhalten.
Treu Heil Dir und Allen
Christian
(gefallen in Rußland +)