Alfred Kirchhoff an Gisbert Kranz, 8. Mai 1942

Im Osten, den 8.V.42.

Lieber Christel!

Achtung! Hier spricht Steele. D. h. ich bin nicht in Steele sondern immer noch in Rußland aber ich wohnte hier eben im Norden die Stadt Steele - die reizvolle Hügelstadt - das Herz Ruhetals. Heimat, oh könnte ich Dich noch einmal sehen. Aber immer nur warten die Menschen die wirklich lieben .... ich stehe .... in Rußland und warte auf Urlaub. „Scheiße” sprach der König und ein Feldlaz. jubelte mir zu. Deinen lb Brief vom 3.III habe ich dankend - in stiller Betrachtung angenommen. Mich mit einem Landsknecht zu vergleichen ist nicht schlecht. Das Leben gibt einem manche [..], mit denen man sich abfinden muß. Die [..] fällt mir nicht schwer. Frühlingsgedanken hast Du auch? Dann geht es Dir, wie mir.

Wir hier im Osten setzen unsere ganze Hoffnung auf den Sommer. Er muß die Entscheidung hier im Osten bringen. So hoffen wir, daß es bald Remmi-Demmi gibt. Mit frischem Mut geht es dann nochmal auf Fahrt - Was Du über den Blr. schreibst, ist sehr interessant. Ich stehe auf folgendem Standpunkt: 1) Ich stehe an der Ostfront. 2) bin ich noch ständig im Einsatz gewesen auch in diesem Winter. Wir haben keine Ruhe gehabt im ganzen Osteinsatz. Sind ständig das erste Feldlaz an der Front gewesen. An Arbeit hat es da nicht gemangelt. Und jeder, der mir schreibt, bekommt auch Antwort. Ich habe keinen Brief und auch keine Karte unbeantwortet gelassen. Wer mir da nicht schreibt, ist es selbst in Schuld. Also schreibe ich nur denen, die mir schreiben. Klar Herr Soldat - Jawohl Herr Gefr. Meine Söhne sind sehr unartig, - sie schreiben leider nicht

Wie ich sie später bestrafen werde, weiß ich noch nicht. Ein jeder 10 halbe Liter, ob es da reicht? Schick war hier im Osten, aber der selten dämliche Hund fand mich nicht. Kups sitzt in E-Rüttenscheid. Nibli immer noch im Frankreich (Uffz). Führt ein Leben! Gott, er weiß nichts vom Kriege. So also liegen die Dinge. Piux treibt sich in Essen - Düsseldorf herum. Hat meine Eltern zweimal besucht. Schreibt nicht. Und was soll ich dazu sagen. [...]

Für das Reclam Bändchen meinen regelrechten Dank. Leider kannte ich das Bändchen. Wir haben es nämlich in der Unterprima - seligen Andenkens - damals durchgekaut. Wäre ich ein Wiederkäuer - ich würde heute noch daran kauen. (Guten Appetit.) Prof. Parrizius brummt mir keine drei Tage auf. Dazu gibt es andere „Größen”. Im Übrigen sind mir die drei Tage gut bekommen bei voller Verpfle-

gung. Was macht uns das aus. Das sind keine Probleme für mich. Der Kutscher würde sich darüber Gedanken machen. Er ist auch ein weltentfremdeter Mensch. Wir dagegen, wo wir das Leben bejahen? Meine Herren, glauben sie mir, man muß es mitgemacht haben, sonst kann man sich kein Urteil erlauben. Du siehst ich streiche in diesem Brief oft durch. Man wird ständig in seinen Gedanken gestört. Bellum est. Ich lege eine Karte bei, die [..] kann. Da bin ich eigen drin - sie soll Dich doch erreichen.

Und nun recht gute Hoffnung. Bleibe der, der Du bist. Ein frohes und gnadenreiches Pfingstfest

Mit frohem Jubel!
Dein Flaps