Ferdinand Frölich an Gisbert Kranz, 30. Mai 1944

Leutnant Ferdinand Frölich               am 30.5.44

Lieber Gisbert!

Schön war mein Urlaub, dass kann ich wohl behaupten. Doch geht alles einmal zu Ende, und wir wollen dann zufrieden sein, wenn alles vorher gut und schön war. In den letzten Tagen allerdings hatte uns das Wetter einen kleinen Streich gespielt. Am letzten Abend waren Leni und ich dann noch bei Deinen Eltern. Es war nett und wir haben viel von Dir erzählt. Ich hatte immer damit gerechnet, dass Du doch letztenendes noch kommen würdest. Wenn Du im Juni oder Juli aber fährst, schreibe es sofort, dann komme ich in Kurzurlaub. Bis zum 31. Juli bin ich nämlich noch a.v.

Hier habe ich meinen alten Kriegskameraden aus Paderborn wiedergetroffen. Er war am Kopf schwer verwundet, ist inzwischen aber wieder k.v. geworden. Ebenso sammelt sich hier der Rest unserer Feldabteilung. So sind wir jetzt schon mit fünf Offz. unserer Abteilung hier und drei weitere Herren folgen noch.

Am liebsten würde ich ja jetzt in Arbeitsurlaub fahren. Doch weiss ich noch nicht, ob man das erlauben wird.

Ich möchte jetzt am ganzen Tag in die Spree

untertauchen, derart heiss ist es zur Zeit. Während es an den letzten Urlaubstagen noch geregnet hat, scheint jetzt die Sonne mit einer Stärke, das man fast verzweifeln könnte. Ist das nicht als Schadenfreude des Wettergottes aufzufassen?

Berlin gleicht jetzt fast unseren Städten im Westen. Es ist an verschiedenen Stellen wahnsinnig zerstört. Auch mit Alarmen stört uns der Tommy hier fast täglich.

Lieber Gisbert, ich hoffe jetzt bald was von Dir zu hören. Wie Deine Mutter mir erzählte, hast Du ja wieder vor, umzusiedeln. Also doch Unruhe im Hosenboden?

Für heute viele liebe Grüsse!
Dein Freund Ferdi.