Klaus Malangré an Gisbert Kranz, 22. Juli 1944

Honnef, 22.7.44

Lieber Gisbert!

ich weiß, es ist nicht schön von mir, daß ich Dich so lange auf Deinen Brief ohne Antwort ließ. So will ich Dir nun zunächst danken für Deine offenen Worte u. Dein Vertrauen, und auch danken für Deine guten Wünsche zu meinem Geburtstag.

Wo Du nun steckst, weiß ich nicht, aber ich hoffe, daß es Dir gut geht u. Du mit den Invasionskämpfen nicht allzuviel zu schaffen hast. Vor allem hoffe ich, daß Du gesund bist.

Was nun Deinen Brief betrifft, lieber Gisbert, so wird es schwer und wohl auch nicht gut sein, jetzt irgendeine Entscheidung zu treffen. Du mußt halt auch erst das Ende des Krieges abwarten. Ich will Dir jedenfalls beten helfen, daß der Herrgott Dir Klarheit schenkt. Meine persönliche Auffassung u. Hoffnung - ich sage Dir das ganz offen - geht dahin, daß Du trotz allem berufen bist, Deine Talente für Gottes Reich einzusetzen in der Gnade des Priestertums. Dein Unsicherheit, von der Dein Brief spricht, ist meiner Ansicht nach zeitbedingt und eine Erscheinung, wie sie sicher jeder Theologe

ja wohl sogar jeder, der seinen Beruf als Berufung auffaßt, kennenlernt und durchringen muß. Warten können u. beten sind wohl die besten Hilfen! Doch darf Dir immer ein Trost sein, daß Du im Priestertum unserer Kirche so unzählig viele Möglichkeiten hast, daß kein Talent unterdrückt zu werden braucht. Jedenfalls sei nicht voreilig!

Man kann eine Berufung ablehnen, was ich für eine der schwersten Sünden halte. - So bin ich davon überzeugt, daß auch Dir Klarheit wird.

Mir geht es gut. Am 30.7. werde ich wohl die hl. Diakonatsweihe empfangen. Ihr alle draußen seid gerade an diesem Tage besonders mit uns verbunden.

Vorige Tage war Jochen Werner bei mir. Es geht ihm gut. Obermann und Paas sandten auch gute Nachrichten. -

So grüße ich Dich, lieber Gisbert, recht von Herzen. Meine besten Wünsche sende ich Dir.
Dein Klaus.