Familie Diederich an Sohn Kurt, 2. Juni 1943
Müngersdorf, d. 2.6.43
Lieber Kurt!
Nun hast Du lange keine Post mehr von uns bekommen. Aber das bist Du selber schuld. Ich habe auch jetzt von Dir noch keine Post mit Deiner neuen Adresse. Heute ist Mittwoch und Frau Koter hat am Montag schon einen Brief mit der neuen Adresse bekommen. Was macht du denn? Hast Du uns ganz vergessen? Du bist mir ein Untreuer. Am Samstag haben wir den letzten Brief bekommen, darin schreibst Du daß Ihr am anderen Tag mit dem Auto ins Adlergebirge kämt. Leider haben wir das Päckchen noch nicht bekommen. Hattest es sicher nicht gut verpackt. Es ist sehr schade. Hoffentlich kommt nun morgen von Dir mal ein Brief. Ich lege schon
mal Geld ein, da mußt Du mir aber immer schreiben, daß Du das bekommen hast. Papa hat doch auch Geld eingelegt. Morgen mache ich Dir auch ein Päckchen. Vorläufig schicke ich Dir mal Gisela halt sie mal feste lieb und gib ihr abends ein Küsschen leg Dich aber nicht drauf wenn Du sie mit schlafen nimmst sonst zerknittert sie. Heute war Oma + Opa hier ich soll Dir viele Grüße bestellen. Wir waren auch wieder ein paar mal im Keller, einmal hat es tüchtig geschossen. Di kannst früh sein, daß Ihr damit nichts zu tun habt. Papa ist jetzt auch wieder in Uniform. Er muß 14 Tage in der Messe Sträflinge bewachen die da
arbeiten müssen. In dem hohen Presseturm ist nämlich ein Konzentrationslager. Tante Milie wartet auch schon so lange auf Deine neue Adresse. Sie will Dir auch was schicken. Ich rufe ihr morgen an und kann ihr nun sagen wo Du jetzt bist. Da habt Ihr ja noch mal eine weite Reise gemacht. Wie hat es denn mit dem Koffer gegangen. Hast Du denn wieder alles hineinbekommen?
So lieber Kurt hoffentlich habe ich morgen früh einen Brief von Dir, dann nache ich sofort ein Päckchen.
Also sei schön brav und schick Dich gut. Hilde will Dir auch schreiben.