Familie Diederich an Sohn Kurt, 19. Juni 1943

Müngersdorf, d. 19.6.1943

Mein lieber Kurt!

Heute haben wir 2 Karten erhalten, eine Ansichtskarte und eine Postkarte. Vielen Dank dafür. Du bist ja ein fleißiger Schreiber, wir können uns auch nicht beklagen. Papa ist noch im Lazarett aber die Adresse bleibt dieselbe er bekommt die Post dann von seinen Kameraden gebracht. Morgen fahre ich mit Herbert und Gisela hin es wird wieder eine schöne Himmelfahrt geben. Wir müßen ja mit der Bahn fahren die zum Zoo fährt und die it Sonntags sehr voll. Heute waren wir mal bei Oma und Opa und haben mal gesehen wie es da aussieht. Der halbe Heumarkt ist kaputt. Sei froh, daß Du nicht hier bist. Bis Du wiederkommst werden wir wohl wieder was mehr Ruhe haben.

Sonntag d. 20.6.43

Lieber Kurt nun will ich weiter schreiben, es ist gestern zu spät geworden und da mußte ich heute Fortsetzung machen. Habe auch heute morgen Deine Karte bekommen und werde Dir morgen so einen Wäschebeutel schicken. Bis eben war Papa hier. Er hatte ein paar Stunden Urlaub bekommen und ich war froh, daß ich nicht hinfahren brauchte. Es ist nämlich heute sehr heiß und da ist das kein Vergnügen. Morgen kommen Oma und Opa mal hierher. Sie freuen sich auch, daß Du Dich so gut schickst. Und meinen, daß Du nachher wohl groß geworden bist wenn Du wieder kommst.

Da habt Ihr ja wieder allerlei zusehen bekommen bei Eurem Ausmarsch Pfingsten. Du wirst ja mal viel erzählen können! Über die guten Aufgaben (Klassenarbeiten) haben wir uns gefreut mach nur schön weiter so, dann wirst Du auch steigen im Herbst.- Wie ist es denn eigentlich mit Deiner Kasse??? Hast Du viel oder wenig Geld? nicht daß Du nachher Schulden hast und wir müssen berappen oder hast Du schon so allerlei zusammengeschrabbt. Herbert steht am Büdchen. Heute morgen hatte ich ihn fein gemacht und um 1 Uhr war er schon kohlschwarz. Da mußte ich ihn ganz waschen und wieder neu anziehen bin mal gespannt

wie er gleich aussieht. Er ist und bleibt ein Ferkel.

Gestern war Maria hier, sie läßt Dich vielmals grüßen. Sie staunt daß Du so viel schreibst und wundert sich, daß Du kein Heimweh hast. Sie möchte auch gerne noch mal fort. Hilde wird Dir auch schreiben ich habe ihr ja Deine Adresse geschickt.

So mein lieber Kurt für heute mal wieder genug nun bist Du bald schon 2 Monate fort wenn mal 3 Monate um sind dann können wir langsam ans wiedersehen denken. Vielleicht ist dann sogar der Krieg vorbei. Also Herzl. Grüße und Küsse von Deiner Mutter, Herbert & Gisela.

Anbei Mk 1.00