Vater Diederich an Sohn Kurt, 4. Oktober 1943

Köln-Müngersdorf, d. 4. Okt. 43

Mein lieber Kurt!

Bin soeben mal ein paar Stunden zu Hause und will meine Freizeit dazu benutzen, auch Dir nach langer Zeit nochmal einen Brief zu schreiben. Gerade schießt draußen wieder die Flak und dabei ist es erst 21 Uhr. Überhaupt haben wir augenblicklich jeden Tag und jede Nacht Fliegeralarm, wenn Du zurück kommst, wirst

Du Dich auch daran wieder gewöhnen müssen.

Weißt Du Kurt, abholen werde ich Dich von dort wohl nicht können, ich nehme doch an, daß Ihr wieder geschlossen, so wie Ihr nach dort gefahren seid, auch wieder zurückkommt. Hast Du denn noch nichts gehört in dieser Sache? Das halbe Jahr ist doch jetzt bald herum und hoffe ich, daß Du bald wieder zurück nach Hause kommst. Wir freuen uns schon jetzt auf Deine Ankunft. Die kleine Gisela wirst Du

kaum wieder erkennen, so groß ist sie schon geworden, verstehen kann sie alles nur sprechen noch nicht. Schreib auf jeden Fall früh genug, wann Du zurückkommst.

Meine Adresse lautet jetzt:

Herrn
Oberwachtmeister d. Schp. d. Res.
Rudolf Diederich
VI. Pol. Wach.-Batl. VI
I. Kompanie
Köln-Deutz
Parkhaus-Messegelände

Wie Du siehst, bin ich immer noch in Köln und beaufsichtige politische Häftlinge aus einem Konzentrationslager. Nachts schlafen 600 von denen auf einem großen Dampfer und oft muß auch ich dabei Wache halten. Wir fahren dann von der Messe den Rhein herunter bis zum Stammheimer Schloß und gehen über Nacht dort vor Anker. Morgens geht es dann zurück zur Messe.

So nun schreib mir auch einmal, aber bitte in Schönschrift. Sei vielmals bis auf Wiedersehen gegrüßt von Deinem Vater.