Familie Diederich an Sohn Kurt, 12. September 1943

Müngersd. d. 12.9.43

Mein lieber Kurt!

Nun habe ich ein paar Tage keine Post von Dir Hoffentlich geht es Dir noch gut.

Müngersdorf d. 13.9.43

Lieber Kurt!

Gestern konnte ich den Brief nicht weiter schreiben, denn wir haben mal wieder Aufregung mit Herbert gehabt. Ein Junge aus den Baracken hat ihm ein Stein fast ins Auge geworfen. Es hat furchtbar geblutet und kannst Du Dir denken, daß ich nicht weiter schreiben konnte. Seine Kleider waren voll Blut und das mußte ich alles reinigen. Heute

morgen bin ich dann zur Schule und habe den Jungen von dem Lehrer bestrafen lassen. Er wird keinen Stein mehr werfen. Ja Herbert hat immer Pech. Nun habe ich auch inzwischen Deinen Brief bekommen. Also die Birnen hast Du noch nicht, dann werden sie auch nicht mehr gut sein es ist schade. Es war eben ein Versuch. Deine Schuhe bringe ich morgen früh zur Post. Bekommt Ihr dann auch Eure Schuhe dort gemacht? Diese hier mußt Du schwarz wichsen. Wir hatten ja damals keine braune Creme.

Nun habt Ihr ja bald Eure Zeit um. Wir freuen uns nun auf ein Wiedersehen. Ich glaube nicht, daß Ihr länger dort bleibt. Denn die meisten Eltern wollen ihre Kinder wieder zu Hause haben vor dem Winter. Und hier gehen ja die Kinder auch zur Schule. Wenn mal bei Euch gefragt wird wer nach Hause möchte, dann meldest Du Dich auch nicht wahr? Wir wünschen auf alle Fälle wenn die Zeit um ist, daß Du nach Hause kommst. Und ich glaube, daß es auch Dein Wunsch ist. Ein halbes Jahr ist lang genug

und wir haben uns auch nur für diese Zeit verpflichtet.

Mittwoch und Donnerstag fahren wir nach Porz etwas Obst holen. Ich hätte dir dann gerne nochmal Äpfel geschickt. Sie halten sich ja länger als Birnen.

Jetzt könnt Ihr wohl nicht mehr zum schwimmen gehen es wird doch jetzt schon kühl. Ich soll Dich auch von Famile Maul grüßen. Willi hat nun auch bald seine Zeit um und dann soll er auch nach Hause.

Also lieber Kurt es ist schon 11 Uhr. Es grüßt und küßt Dich herzl Deine

Mutter