Familie Diederich an Sohn Kurt, 7. Juni 1943
Müngersdorf d. 7.6.43
Mein lieber Kurt!
Eben erhalte ich Deinen Brief, worin Du schreibst daß Du krank bist, was mich sehr beunruhigt. Ich hoffe aber wenn Du diesen Brief bekommst Du Dich wieder unter Deinen Kameraden befindest. Es kann sich doch nur um ein paar Tage handeln und ist es ja klar, daß Du alleine liegen mußt wegen der Ansteckung.
Dann kommt natürlich auch das Heimweh. Aber lieber Kurt Du mußt schön tapfer sein. Denk an all die armen Jungens im Felde die schwer verwundet sind und können nicht nach Hause. Wenn Vater Urlaub bekommt wird er Dich vielleicht mal besuchen; aber das kann Juli oder August werden.
Ich will ja hoffen, daß Du schön vernünftig bist und wenn Du nicht mehr krank bist auch kein Heimweh mehr hast. Wie ist das überhaupt gekommen? Hast Du Dich nicht warm angezogen. Oder hast Du nasse Füße gehabt? Es ist ja noch so kalt da muß man sich auch schön in acht nehmen. Fehlt Dir etwas warmes zum anziehen? Dann mußt Du mir das schreiben daß ich Dir was schicken kann. Hoffentlich hast Du nun auch das Paketchen bekommen. Ich werde Dir dann wieder eins schicken wenn es angekommen ist. Und Deine Gisela
mußt Du doch auch jetzt haben. Sicher wird sie Dich wiedererkennen wenn Du wiederkommst und Hoffackers werden dann auch ein Titi haben. Frau Maul erzählte mir am Freitag daß Willi auch krank sei, er hat sich beim Sport den Bauch verrenkt und muß im Bett liegen. Aber das geht ja alles vorüber nur darf man nicht gleich den Mut verlieren. Hoffentlich wird es nur mal bald wärmer bei Euch ist es sicher noch kälter als hier weil es hoch liegt.
So mein lieber Kurt nun muß ich kochen und hoffe daß es Dir auch wieder tüchtig schmeckt. Papa ist seit heute in der Boltensternkaserne und weiß ich nicht wann er wieder nach Hause kommt. Er wird Dir aber auch schreiben. Er weiß ja nicht daß Du krank bist.
Nun wünsche ich Dir recht gute Besserung und herzliche Grüße + Küsse von Deiner Mutter.
Auch viele Grüße von Herbert, Gisela, Frau Hoffacker & Hansi.