Mutter Diederich an Sohn Kurt, 29. Juni 1943 (Beilage zu einem Päckchen)
Müngersdorf, d. 29.6.43
Lieber Kurt!
Eigentlich wollte ich Deine Post abwarten; aber vielleicht habt Ihr dort wieder von dem furchtbaren Angriff auf Köln gehört und da sollst Du ein Lebenszeichen von uns haben. Köln sieht furchtbar aus. Der 31. Mai war nichts dagegen. Ich war in Köln aber weiter wie Neumarkt kam ich nicht. Alles brennt und ganze Häuserblocks sind zertrümmert. Oma und Opa haben auch kein Heim mehr. Onkel Hans hat sie heute morgen mit dem Auto geholt. Sie saßen alle auf der Straße. Selbst habe ich noch nicht mit ihnen gesprochen, da kein Telephon geht. Herr Hoffacker war auf dem Mühlenbach, er konnte besser dahin kommen, und da haben ihm die anderen Leute gesagt daß Oma und Opa geholt worden wären. Frau Fahlisch ihre Eltern liegen immer noch
unter den Trümmer. Es ist ganz furchtbar. Man kann das im Brief nicht schildern. Das muß ich Dir später erzählen. Opa hat heute Geburtstag und da wollten wir so schön hingehen. Ich bin nur froh, daß ihnen selbst nichts passiert ist. Sogar der Dom hat ordentlich abbekommen. Wenn von dir Post unterwegs war die werden wir wohl nicht bekommen, denn der Bahnhof und die Hauptpost ist auch zerstört. Bei uns hier ist gottseidank nichts von Bedeutung passiert. Halt nur die Daumen, daß wir Heil davon kommen. Ich bin ja so froh, daß Du wenigstens aus der Gefahr bist und bis du wiederkommst haben wir es wohl überstanden.
Hast Du das Säckchen bekommen? Hoffentlich geht es Dir noch gut. Habt Ihr auch Ferien? und wie ist es mit dem Zeugnis?
Schreib bald mal wieder. Ich muß jetzt schließen denn ich habe furchtbare Kopfschmerzen. Papa kam heute morgen mal sehen ob uns nichts passiert war. Auf der Lindenburg selbst ist dieses mal nichts passiert.
Also mein lieber Kurt das nächste mal mehr. Für heute herzl. Grüße & Küsse Deine Mutter.