Familie Diederich an Sohn Kurt, 4. Juli 1943
Müngersdorf d. 4.7.43
Mein lieber Kurt!
Wir haben immer noch keine Post von Dir; aber das bleibt ja auch nicht aus. Vergangene Nacht haben die Flieger wieder schön gehaust und da kann doch immer Post verloren gehen. Ich weiß ja daß Du gut aufgehoben bist und gottseidank diese Nächte nicht miterleben brauchst. Nur macht es mir Sorge ob Du unsere Post bekommst, damit Du weißt, daß bei uns noch alles in Ordnung ist. Papa ist seit Freitag nicht mehr in Köln einige Stationen der Lindenburg sind nach Mitteldeutschland verschickt. Ich warte nun auf Post wo er gelandet ist. Er hat dann wenigstens auch mal für einige Zeit mit den Fliegern nichts zu tun. In Köln ist bald alles kaputt. Es sind kaum noch Geschäfte da. Ich weiß nicht wo das hinsoll.
Hoffentlich hören wir bald von Dir mal wieder was. Du schreibst daß Du Bilder gekauft hättest die Du schicken wolltest. Wenn sie nur nicht mit unter die Trümmer geraten sind. Es wäre ja sehr schade. Wir hätten uns so gefreut. Papa hatte von uns auch Aufnahmen gemacht, aber das Gschäft das sie entwickeln soll ist auch nicht mehr. Die solltest Du auch bekommen. Dann habe ich Deine Uhr nochmal zum reparieren fortgebracht, das Geschäft ist nun auch kaputt. Mein schöner Ring hat Opa mitgenommen der war durchgebrochen, er wollte ihn machen lassen. In der Nacht kam der Angriff und mein Ring liegt auf dem Mühlenbach mit unter den Trümmer. Oma hatte Dir an dem
Abend vorher noch einen Brief geschrieben, aber nicht mehr auf die Post gebracht, auch der wurde ein Opfer der Flammen. Omas Haus ist ganz verbrannt und sie haben nichts retten können. Später werden sie es Dir mal erzählen was sie erlebt haben. Nun sind sie in Porz. Sie haben dort das große Zimmer wo Tante Milis Schlafzimmer war. Sie werden Dir auch sicher mal schreiben.
Frau Fahlisch ihre Eltern haben sie immer noch nicht unter diesem Block liegen noch 300 Tote, aber die ganzen Pioniere die da arbeiten mußten heute nach Kalk und Deutz da ist dasselbe los. Hier in der neuen Reithalle liegen 1000 Tote die auf Beerdigung
warten. Ja lieber Kurt. Es ist ja alles nichts schönes was ich Dir schreibe, aber als Kölner Junge wird Dich das ja alles interessieren. Und schöne Sachen erleben wir ja auch nicht. Heute morgen waren wir sogar 2 mal im Keller, deshalb können wir nicht einmal spazieren gehen heute. Ich bin froh, daß ich Gisela habe. Sie ist drollig und sie hilft über das Gräßliche hinweg.
Hoffentlich geht es Dir gut und schick Dich noch recht gut bis wir uns wiedersehen.
Sei herzl. gegrüßt & geküßt von Deiner Mutter Herbert & Gisela.
Anbei Mk 2.00