Mutter Diederich an Sohn Kurt, 7. Juli 1943

Müngersdorf d.7.7.43

Mein lieber Kurt!

Nun habe ich endlich von Dir mal wieder Post bekommen. Es sind 2 Karten, eine Postkarte und eine schöne Ansichtskarte mit dem Marktplatz. Du schreibt von einer Seifenkarte. Die habe ich Dir doch Anfang Juni oder Ende Mai geschickt, als Du darum schreibst ich müßte sie an der Bezirksstelle holen. Diese Karte gilt doch bis Januar 1944. Da mußt Du Dich aber mal erkundigen, kannst Du Dich denn drauf besinnen daß Du sie bekommen hast. Es war eine gelbe Karte. Vater hat sie noch in den Brief gesteckt und in den Kasten geworfen. Für deine Bücher habe ich Dir heute 10,- Mk abgeschickt. Du darst sie aber für nichts anderes gebrauchen. Bist Du denn schon versetzt in die 2. Klassse? Wie ist es denn mit dem Zeugnis? Da kommst Du ja nacher mit allerlei Orden nach Hause wenn Du auch noch ein Leistungsabzeichen

bekommst. Kannst Du denn so gut laufen? Christel [?]hat auch heute eine Karte von Dir bekommen. Er muß jetzt auch fort. Die Kinder müßen alle aus Köln heraus und vielleicht muß ich auch noch mit den Kindern fort. Es ist in Köln ja alles aus. Und jedenfalls soll es ganz geräumt werden. Telephonieren kann man auch nicht mehr; ich habe noch nicht mit Oma in Porz gesprochen. Am Montag hat Tante Mili Geburtstag dann wollen wir mal versuchen wie wir nach Porz kommen.

Gisela ist krank sie fiebert heute abend, ob es von den Zähnen kommt oder ob sie stark erkältet ist. Es ist ja auch schlimm, daß wir jede Nacht in den Keller müßen. Gestern Nacht fielen schon Bomben (auf die Etzelkaserne) da waren wir noch

garnicht ganz angezogen. Sei froh, daß Du nicht hier bist, es ist nicht mehr schön hier. Von Papa habe ich immer noch keine Post. Ich weiß garnicht wo er ist. Morgen denke ich aber bestimmt Nachricht zu bekommen.

Herbert habe ich neue Schuhe gekauft es sind sogar Ösen dran. Er meint nun hätte er genau so Schuhe wie Du, er ist ganz stolz auf die Haken. Für Dich habe ich einen Bezugschein für Pantoffel die bekommst Du aber wenn Du wieder hier bist. Oder hättest Du sie gerne geschickt. Heute habe ich auch ein Päckchen mit Bonbons für Dich abgeschickt. Weil wir soviel mitgemacht haben bekommen wir allerlei an Sonderzuteilungen Sogar Bohnenkaffee.

Frau Hoffacker mit Hansi und Frau Wolff mit Jüngi lassen sich auch bis Oktober verschicken. Dann bin ich mit Ria und Annemie ganz allein im Hause. Es ja nicht schön; aber wir können ja nicht alle laufen gehen. Ich fahre nicht eher fort als bis es Zwang ist. Vielleicht haben wir auch hier in Müngersdorf etwas Glück. Nun muß ich Schluß machen. Ich muß Gisela noch eine Wadenpackung machen. Das Säckchen für Deine Wäsche hast Du also auch bekommen. Nun freue ich mich wieder auf Deine Post.

Sei nun recht herzl. gegrüßt und geküßt von Deiner Mutter.