Mutter Diederich an Sohn Kurt, 13. Juli 1943
Salzelmen, d. 13.7.43
Mein Lieber Kurt!
Gestern habe ich Dir so flüchtig eine Karte geschrieben mit unserer Adresse. Du warst sicher sehr erstaunt. Ja es hat sehr schnell gegangen mit unserer Reise. Von Donnerstag auf Freitag war wieder ein Feuerangriff auf Köln wir haben gedacht es wäre unser Ende gewesen. Bei Tante Friede ist gegenüber eine Sprengbombe herunter gekommen. Es sah schön bei denen aus. Papa hat es sich angesehen und als er nach Hause kam wurde eingepackt und abgehauen. Es war eine Himmelfahrt bis wir am Deutzer Bahnhof waren. Dann mußten wir durchs Fenster in den Zug. Ein ganz toller Betrieb. Alles flüchtet. Papa hat uns hier hin
gebracht; aber er muß morgen wieder fort. Hier ist es sehr schön. Ich glaube in Rokitnitz sieht es genau so aus. Nur daß es hier nicht bergisch ist. Herbert kann auch hier schön spielen. Heute hat er sich mal wieder ein Loch in den Kopf gefallen. Er wollte sich sicher das Pflaster mal aus nächster Nähe besehen. Gisela ist hier sehr müde, denn hier ist salzige Luft die ermüdet. Nun sind wir dir ein ganzes Stück näher. Jetzt wird die Post wohl besser gehen. Wir haben lange keine Post von Dir. Oder sie liegt zu Hause dann wird Papa sie mir morgen schicken. In Müngersdorf ist bald alles verreist.
Wenn nur unser Haus stehen bleibt. Dann werden wir uns wohl im Oktober erst alle wiedersehen. Hoffackers und Wolffs haben dann sicher Schwesterchen oder Brüderchen bekommen. Bin mal bespannt wie es mit Euch wird die Schulen sind doch alle vernichtet. Aber bis dahin hat sich sicher vieles geändert.
Ich muß schließen lieber Kurt ich kann nichts mehr sagen.
Morgen mehr. Bis dahin viele Herzl. Grüße u. Küsse Deine Mutter