Christa Lehmacher an ihren Bruder Robert Weichelt, 2. Mai 1940

Köln, den 2. V. 1940

Lieber Robert!

Nun will ich Dir noch einmal schreiben. Vor etwa 14 Tagen schrieb ich Dir einen ausführlichen Bericht von 4 großen Seiten. Ich nehme doch an, dass Du den Brief bekommen hast!

Darum bleibt nur heute eigentlich sehr wenig zu schreiben. 1. Günthers Papiere schicke ich Dir Anfang nächster Woche. Das Zeugnis von Ford wird renoviert. Dann bekommst Du die Sachen sofort. Wichtig ist wohl, dass Günther vom Militärdienst frei gekommen ist. Es ist furchtbar. Er bewirbt sich bei allen möglichen Stellen und bekommt nichts. Das ist ein grauenhafter Zustand. Es macht so müde und stumpf, wenn man sich immer umsonst bemüht.

Bezüglich Deiner Heiratspläne möchte ich Dir nun folgendes mitteilen: Heirate nicht überstürzt. Jede Frau freut sich auf diesen großen einmaligen Tag ihres Lebens. Und darum feiere ihn so festlich und fröhlich wie es nur eben geht. Mir tut es heute noch weh, wenn ich an all das .......(?)... dachte.

Nun, das ist wohl dieses mal alles, was ich Dir zu sagen habe. Wir liegen hier draußen in Nittum [?] in einem

Cafe-Garten auf der Wiese und sonnen uns. Utakind ist mit, strampelt und freut sich ihres Lebens.

So, und nun kommt noch mein Wunsch, den ich vergessen hatte. Ich wünsche mir persönlich einen Badeanzug und die Schneiderin. Sonst wünsche ich mir noch einen Kindersportwagen für unser Babylein. Nun kannst Du Dir ja aussuchen, welchen Wunsch Du mir erfüllen willst.

Für heute herzliche Grüße sendet Dir
Deine Christa

 

Lieber Robert!

Für Deine Bemühungen, die Du bez. Meiner Stellung unternimmst, meinen allerbesten Dank. Anfang kommender Woche erhältst Du meine Papiere.

Weiterhin alles Gute
Günther