Christa Lehmacher an ihren Bruder Robert Weichelt, 12. Mai 1940

Köln, den 12. Mai 1940

Lieber Robert!

Für Deinen Brief vielen Dank. Zu allererst möchte ich Dich aber auf einen Irrtum Deinerseits aufmerksam machen: Ich habe Dir bezüglich Käthe das nicht geschrieben um zu moralisieren. Du solltest eigentlich wissen, das mir das nicht liegt. Und außerdem habe ich überhaupt kein Recht dazu, irgendein böses Wort zu sagen (wie Du Dich ausdrückst: der werfe den ersten Stein.) Ich denke gar nicht daran. Ich habe lediglich versucht, Dir klar zu machen, daß das vielleicht böse Folgen haben könnte wegen Käthes Einstellung zu Dir. So, damit ist das wohl auch klar gestellt.

Günther konnte sich seinerzeit nicht bei Weber bewerben, weil er ja 3 Tage drauf eingezogen wurde und das bereits wußte. Für Donnerstag hat er wieder eine Vorladung, ich bin gespannt, was daraus wird.

Abschriften schicke ich Dir mit. Bevorzugt ist Rheinland speziell aber Süddeutschland (Bayern, Stuttgart, etc.) Gehalt etwa 350,- RM. Es laufen augenblicklich eine ganze Menge Bewerbungen. Ich hoffe, daß doch etwas dabei herauskommt. –

Was den Badeanzug angeht, so möchte ich Dich bitten, mir Geld hierher zu schicken, wo ich ihn mir dann kaufen würde. 18 Punkte. Ich würde ihn mir dann hier bei Sauer kaufen. Irmgard hat sich voriges Jahr einen bildhübschen da gekauft für RM 11,75. Ich möchte dann lieber einen guten Badeanzug haben und lege dann lieber noch etwas dabei,

denn das wird Dir ja wahrscheinlich zu viel Geld sein. –

Was Du mir bezüglich Irmgard schreibst, werde ich erledigen, sobald sie hier eingetroffen ist. Ich selbst kann das ja nicht erledigen, weil ich mit der Angelegenheit ja nichts zu tun habe.

Die Bilder von Häschen schicke ich Dir in einigen Tagen zu. Irmgard möchte sie sicher auch gerne sehen. Heute sende ich Dir einige Bildchen von Uta zu, an denen Du sicher sehr viel Spass haben wirst. Wenn sie Dir zu unanständig sind, schicke sie mir bitte wieder. Du bekommst dann andere, die noch nicht entwickeln sind. Utakind wird von Tag zu Tag netter und lieber. Jetzt setzt sie sich so, wie es ihr passt, nicht mehr so, wie ich sie setzte. Sie versucht jetzt, sich auf ihre süssen kleinen Beinchen zu stellen. Es ist zu goldig. Ich würde um alles in der Welt den kleinen Strop nicht mehr hergeben. Sorg dafür, daß Du auch bald son Gewimmel hast. – Nach langem überlegen muß ich Dir mitteilen, daß ich bez. Emmis keinen Haushalt weiß, wo wir sie anständig unterbringen können. Wenn Günther jetzt mehr verdient, kann ich Dir zuliebe ja auch weniger beanspruchen. Dann geht das ja. Also überleg Dir das noch mal gründlich. Außerdem ist bis September noch eine lange Zeit.

Schluß. Herzlichen Gruß
Deine Christa

Gruß von Günther und Uta.