Christa Lehmacher an ihren Bruder Robert Weichelt, 4. September 1941

4.9.41
10.9.41

Ich habe mal wieder eine falsche Feldpostnummer geschrieben. Darum kam dieser Brief zurück. Wir haben uns sehr große Sorgen gemacht, ob etwas mit Dir los ist. Du hast so lange nicht mehr geschrieben.

Herzliche Grüße Deine Christa

Vielgeliebtes Bruderherz!

Und nun will ich Dir endlich auch einmal ein paar Zeilen schreiben. – Du bist sicher schon sehr böse auf mich! Aber, laß Gnade vor Recht ergehen. Ich habe wahnsinnig viel zu tun und viel Ärger gehabt. –

Als ich nach Hause kam, sah es bei uns aus wie in einem besseren Schweinestall. Da habe ich mich zuerst mal dran gegeben und gehausputzt. Dann bin ich nach Roisdorf gefahren und habe Bohnen und Tomaten gekauft. Kaum hatte ich die in Töpfen und Gläsern kam ein Paket von Emmi an, in dem Obst war, das sofort verarztet werden mußte, da es doch unterwegs gelitten hatte. Nun, auch das geschah. Und dann kam Irmgard aus Merten und brachte noch einmal Bohnen und Tomaten und Gurken mit. Das haben wir nun gestern Abend noch eingemacht. – Also Du siehst, mehr als genug Arbeit. –

Und dann habe ich Donnerstag voriger Woche auf eine Annonce in der Kölnischen Zeitung geschrieben. Darauf

Hast Du das Geld bekommen. Ich habe es schon lange an Dich überwiesen!

meldete sich die Kölnische Zeitung selbst. Sie bat mich, mich vorzustellen. Das habe ich Montag Mittag besorgt.

Ich bin sofort als selbstständige Propagandistin angestellt worden mit einem Anfangsgehalt von RM 200,-. Also weit über Tarif. Überarbeiten tut man sich hier nicht. Du siehst, ich schreibe an Dich hier im Geschäft. Ich habe ein nettes Zimmer mit Schreibtisch. Dann stehen meine Karteikästen (verschlossen) um mich herum. Außerdem noch 2 Schränke, in dem das für mich richtige Archiv untergebracht ist. Ein junger Mann sitzt mir gegenüber, der mir unterstellt ist. Dann habe ich noch eine Schreibkraft. Du siehst also, alles, was ich brauche. Hoffentlich ist das nachher auch so, wie es jetzt den Anschein hat. – So, Bruderherz, jetzt weißt Du wieder einiges von mir! An Emmi habe ich gestern Abend geschrieben und ihr Geburtstagsgrüße gesandt. Hoffentlich kommen sie noch rechtzeitig an! – Heute Abend mache ich nun auch endlich das Paket an Dich fertig! Sei mir nicht böse, daß ich so faul war! – Ich habe wirklich viel zu tun gehabt! –

Und nun herzliche Grüße sendet Dir
Deine Christa