Köln, den 16.10.1940

Liebes Bruderherz!

Zu Deinem Geburtstage möchte ich Dir alles Gute wünschen. Mögen sich in Deinem zukünftigen Leben alle Deine Wünsche sich erfüllen. Vor allem möchte ich Dir wünschen, daß Du in Deiner Ehe so glücklich wirst, wie ich es bin. Wo ich Dir da mit Rat und Tat beistehen und helfen kann, tue ich es natürlich von Herzen gerne. Emmi ist ein feiner Kerl, wenn sie sich auch noch manches abgewöhnen muss und dafür auf der anderen Seite manches annehmen, wenn sie es auch nicht gerne tut. Aber im Großen und Ganzen hast Du einen feinen Schnapp getan. Nun mußt Du aber über eines nicht böse sein: ich werde Emmi immer meine Meinung sagen, wenn es sich auch noch so unschön anhört. Wenn sie sich dann bei Dir beschwert, so darfst Du mir nicht böse sein, denn ich tue das ja nur, damit es später nicht bei Euch zu Kniest kommt.

Ich wünsche mir manchmal, ich hätte auch früher jemand gehabt, der mich auf manches aufmerksam gemacht hätte. Dann hätte ich jetzt nicht soviel Lehrgeld zahlen brauchen. Nun müssen wir mal sehen, wie sich das ganze anläßt. Ich will jedenfalls mein Bestes tun. –

Günther hat jetzt eine neue Stellung. Er fühlt sich sehr wohl. Die Firma ist sehr anständig und vor allen Dingen sieht er da eine gute Weiterkommensmöglichkeit. Augenblicklich, das heißt für die Kriegszeit, arbeitet er im Werk. Später kommt er dann in den Außendienst und zwar als technischer Kaufmann zur Revision in den der Firma gehörenden und angeschlossenen Werken. Er bekommt dann ein gutes Gehalt und außerdem noch Spesen. Also steht er sich dabei dann ganz gut. Er macht dann mehr oder weniger dasselbe wie Du. – Ich bin so froh, daß wir endlich diesen Lichtblick haben. –

Utalein ist ein kleiner süsser Strop. Sie macht mir von Tag zu Tag mehr Freude. Was ein paar Tage bei so einem Kind machen, ist oft erstaunlich. Jetzt fängt sie an, alleine zu laufen. Manchmal lache ich mich schief über den kleinen Strop.

Also, nochmals wünsche ich Dir alles Gute.

Herzliche Grüße
Deine Schwester Christa