Christa Lehmacher an ihren Bruder Robert Weichelt und dessen Frau, 18. September 1943

Köln, den 18.9.43

Lieber Robert! Liebe Emmi!

Heute Morgen erhielt ich Deinen lieben Brief. Ich habe mich sehr gefreut, dass Du mir mein Versäumnis nicht übel genommen hast. - - Am vergangenen Sonntag hat mein kleines Mädelchen Geburtstag gehabt. Es ist mir sehr schwer gefallen, dass ich da nicht unten sein konnte. Ich habe hier gar nicht ein bischen Geburtstagsfreude mitbekommen.. Ich habe den ganzen Sonntag gearbeitet. -- Vielleicht war es auch ganz gut so. – Man darf über manche Dinge gar nicht allzusehr nachdenken, das tut nicht gut. – In der Wohnung bin ich nun die ganze Woche nicht gewesen. Ich denke, dass ich morgen die Zeit finde, einmal herauszugehen. Aber so weit habe ich sie ja in Ordnung. Es kann wenigstens nicht mehr allzu viel passieren. - - Aber, ich habe an den ganzen Dingen keine Freude mehr. Warum, ich komme ja doch zu nichts. Ich kann doch nicht draussen wohnen. Wenn ich mal die Zeit finde mich eine Stunde draussen aufzuhalten, dann bin ich schon glück-

lich. - - Und das wird jetzt noch immer schlimmer werden. – von hier gibt es eigentlich gar nichts Neues zu berichten. Es läuft hier alles seinen alten Gang. Blos der Krach von den grossen Baggern ist entsetzlich, die machen einen verrückt und doll. Ich glaube, ich schnappe in der allernächsten Zeit regelrecht über, bald ist es nämlich so weit. - -

Ich wünsche Euch einen recht schönen Sonntag und alles Gute

Herzliche Grüße
Eure Christa