Robert Weichelt an seine Schwester Christa Lehmacher, 4. Mai 1944
Liebe Christa,
vorerst vielen Dank für Deinen Brief nach der Terrornacht. Also Ihr habt nun in Köln mal wieder Euer Fett weg und für die nächst Zeit sicher etwas mehr Ruhe. Besonders freut es mich zu lesen, dass ein gütiges Geschick Dir diese Nacht in Köln ersparte. Was nun unsere Wohnung betrifft, so wollen wir uns den Schaden erst einmal in aller Ruhe anschauen und dann gedenke ich doch in alter Frische wieder an die Arbeit zu gehen. Im übrigen kämen wir ja ansonsten auch sonst aus der Gewohnheit. Übung macht den Meister, und wenn wir noch 5 mal die Bude in Ordnung gebracht haben, wird es sicher so langsam Frieden geworden sein. Also Kleines, lass man den Kopf nicht hängen, wir werden das Kind schon schaukeln. Du kannst mir mal so ungefähr mitteilen, wie es im einzelnen in der Wohnung ausschaut. Ich meine, sind nur die Glasscheiben oder die ganzen Fenster mit Holz wieder heraus? Nach Deinem Brief zu urteilen ist die Luftmiene bei der Bahnunterführung heruntergekommen und dann kann nach meinem Dafürhalten bei uns an sich nur das Glas aus den Fenstern heraus sein. Also wäre der Schaden dann nur unerheblich. Im übrigen aber wäre auch der andere Fall nicht mehr erschütternd, da Leute mir unseren Erfahrungen die Sache bald wieder in Ordnung haben werden. Noch folgende Frage, ist die Wohnungstüre und die Haustüre noch in Ordnung? Wenn ja, dann ist der Schaden nur halb so schlimm.
Ja und nun bezüglich meines Kaufauftrages muss ich Dir leider eine negative Nachricht mitteilen. Es war weder in Prag noch Wien oder Graz ein solches Teil aufzutreiben. Weißt Du, die Leute verkaufen solche Sachen heute auch nicht mehr. Was sollen sie mit dem Geld. Es ist ja nicht wie in Friedenszeiten, dass es immer eine Menge Leute gibt, die in Geldnot sich befinden. Geld hat heute jeder und weshalb soll er dann einen Kunstgegenstand verkaufen.
Wenn ich Deine Randnotiz richtig entziffert habe, so ist die Mantelfabrik erledigt und die Sache mit dem Mantel ist Essig. Schade, ich hatte mit jedem Tag auf das Eintreffen des Mantels gewartet.
Also Christa ich erwarte von Dir umgehend Nachricht, wie es in der Wohnung ausschaut. Also bitte die Fenster genau beschreiben, aber einzeln. (Z.B. Herrenzimmerfenster Holzrahmen zerbrochen, Glasscheiben zerbrochen, Badezimmerfenster nur Glasschaden usw.)
Ferner wäre ich Dir für die Nachricht dankbar, welche Bedingungen von einer Krankenschwester mit Abschlussexamen zu erfüllen sind, um Deinen Beruf auszuüben?
Wenn mir alles klappt, hoffe ich in 14 Tagen in Köln auf einige Stunden über Samstag und Sonntag zu kommen. Werde dann bei Mohrins schlafen und hoffe unsere Wohnung dann in dieser Zeit wieder soweit auf Schwung gebracht zu haben. Im übrigen sind meine Hände wieder soweit, außer der Blutblase unter dem Daumen, in Ordnung, dass es ja direkt Zeit wurde, dass ich mal wieder an die Arbeit kommen muss.
Also Christa ich erwarte umgehend Nachricht und bis dahin sende ich Dir herzliche Grüße
Ro.