Christa Lehmacher an ihren Bruder Robert Weichelt, 15. August 1944
15.8.44
Lieber Robert!
Gestern war nun der Termin. Vernommen worden sind wir beide. Aber zu einer Urteilsbesprechung ist es nicht gekommen, da der gegnerische Anwalt nicht anwesend war. Am kommenden Dienstag wird nun der zweite Termin sein. Wie es in mir aussieht, kannst Du Dir wohl lebhaft vorstellen. Hinzu kommt noch, dass es mir körperlich sehr schlecht geht. Ich habe nun etwas auf dem Herzen:
Ich war in der Wohnung. Dort sieht es furchtbar aus. Es regnet durch. Der Schreibtisch ist kaputt, es sieht schrecklich aus. Nun wollte ich fragen, ist es Dir nicht doch möglich, noch mal nach Köln zu kommen. Wir wollen dann das Dach wenigstens so weit abdecken, dass es dicht ist. Und dann wollen wir doch wenigstens Bretter
vornageln. Wenn jetzt der Winter kommt, geht mir der letzte Rest auch noch kaputt. Es ist zum Verzweifeln. Also sieh doch bitte mal zu, ob Du das nicht machen kannst. Ich wäre sehr froh. Bei uns auf dem Dach liegen noch Ziegel, so dass es also gar nicht so schwer ist. Und wer weiß, wie lange der Krieg noch dauert. Dann kann ich doch eventuell bald wieder einziehen. –
In der Anlage schicke ich Dir wieder ein paar Lebensmittelmarken. Du kannst sie sicher gut gebrauchen.
Und nun alles Gute. Herzliche Grüße
Deine Christa
Bitte antworte mir bald, damit ich mich danach richten kann. Herr Berger fährt morgen auf eine 4 wöchentliche Kur nach Bad elster und ich bin dann alleine, sodaß ich also gut über Wochenende mit Dir arbeiten könnte.