Christa Lehmacher an ihren Bruder Robert Weichelt, 11. Januar 1945

Herkenrath, den 11.1.1945

Lieber Bruder!

Ich höre und sehe nichts mehr von Dir. Wo steckst DU! Du wolltest doch Anfang Januar zu mir kommen. Ich warte so sehnlichst darauf. Weißt Du, hier ist es doch jetzt so schlimm, dass man nie mehr weiss, ob am nächsten Tag noch etwas da ist. Wir haben am vergangenen Samstag, am Sonntag, und gestern einen schweren Angriff auf Köln gehabt. Die Mülheimer Brücke lag ja schon lange im Wasser. Jetzt haben sie die Südbrücke, die noch den ganzen Transport rüber liess, auch ins Wasser gelegt. Die Hindenburg- und Hohenzollernbrücke haben auch schwere Treffer erhalten, sind aber beide noch befahrbar. Die Rodenkirchenerbrücke ist auch schwer mitgenommen, hängt aber auch noch am Seidenfaden. Die ganzen Verschiebebahnhöfe haben sie zerdeppert. Was da noch alles nebenbei abfällt, weißt du ja, das brauche ich nicht mehr zu schildern.

Ja, Robert, so ist das. Gestern waren so viele Flugzeuge hier, das ein Zählen unmöglich war. Es wurde während des Angriffes ganz klar, sodass man genau verfolgen konnte. Die flogen vielleicht spazieren. Es ist eine Schande, wenn man das sieht.

Aber, was nutzt das alles. - - -

Hier oben sind wir eingeschneit. Es liegt sehr hoher Schnee. Wunderschön. Aber – wir sind abgeschnitten. Es kommt keine Post, es gibt nichts mehr an Lebensmitteln usw.- - Na, auch das wird vorübergehen. Wir arbeiten schon seit einer Woche nicht mehr deswegen. – Sonst gibt es von hier nichts zu berichten. –

Ich hoffe, dass Du nun aber bald erscheinst. - -

Anbei einige Marken

Herzliche Grüße
Deine Christa

 

Denk Dir, ich habe eine Brief vom 11.09. von Dir erhalten, der an den Seiten völlig angebrannt war, ist am 3.1. hier eingegangen.

Viele Grüße und alles Gute zum Neuen Job von Herrn Berger
Deine Christa